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Wamperter Schrofen
(2.511 m)

Von der Coburger Hütte über den Normalweg auf den Wamperten Schrofen

T5 II A/B

Sehr schwere Bergtour

 ca. 1.600 Hm   ca. 13,6 Km  ca. 9 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Der Gipfel des Wamperten Schrofen mit der Zugspitze im Hintergrund
Der Gipfel des Wamperten Schrofen mit der Zugspitze im Hintergrund

Wamperter Schrofen - welch skuriler Name für einen Berg. Wampert steht hier übrigens für den umgangssprachlichen Ausdruck dickbäuchig - was sein Antlitz durchaus treffend beschreibt. Der Berg wird zudem auch als Wampete Schrofen oder Wampeter Schrofen benannt - und er ist ein ganz besonders grimmiger Kerl. Dem geneigten Gipfelaspirant tritt er mit äußerster Wehrhaftigkeit in Form von Steilgeröll, brüchigen, schuttüberflossenen Fels sowie beständiger Steinschlaggefahr entgegen. Um überhaupt eine Chance auf das Erreichen seines Hauptes zu haben, ist eine gehörige Portion an alpinistischen Tugenden von Nöten. Kletterkönnen ist da noch eine der einfacheren Eigenschaften die der Gipfelanwärter im Portfolio haben sollte. Erfahrung im Umgang mit extremen Bruchgelände ist da sehr viel mehr gefragt, will man nicht mit allerhand losen Gestein aus der Gipfelflanke ins Schwärzkar abstürzen.

Verschärft wird ein Gipfelsturm noch durch die Abwesenheit eines nachvollziehbaren Weges. Ein solcher endet spätestens hinter der Coburger Hütte - nach dem Schwenk hinein ins menschenleere Schwärzkar. Den richtigen Einstieg in die Gipfelflanke zu finden ist (um es vorsichtig auszudrücken) eine Gesellenprüfung in Sachen Wegfindung. Einzige Hilfe ist hier ein einsamer roter Punkt, dessen Leuchtkraft schon deutlich nachgelassen hat.

Hat man es schließlich doch irgendwie hoch zum Gipfelkreuz geschafft, kann man (ohne falsche Bescheidenheit) sehr stolz auf seine Leistung sein. Zur Belohnung bekommt man eine wuchtig-monumentale Perspektive auf die Ehrwalder Sonnenspitze, ferner in die Südwand der Zugspitze präsentiert. Ein Blick den nur wenige Bergsteiger in Augenschein nehmen werden, denn diese überdurchschnittlich riskante Bergtour nehmen nur wenige Bergfexe auf sich.

Die Bergtour über den Normalweg auf den Wamperten Schrofen entspricht den Tourenkategorien Leichte Klettertouren und Wilde Wege.

 Bilder  Karte
Blick aus dem Schwärzkar auf die Ehrwalder Sonnenspitze und die Zugspitze
Blick aus dem Schwärzkar auf die Ehrwalder Sonnenspitze und die Zugspitze

Anforderungen/Schwierigkeiten

Die einfache Wanderung zur Coburger Hütte wird durch die drahtseilversicherte Passage den Felsriegel des Hohen Gang hinauf unterbrochen. Diese Teilstrecke ist Dank der installierten Aufstiegshilfen auch von weniger Geübten gut zu meistern (maximal A/B). Obendrein entpuppt sich das Finale zur Coburger Hütte als steile Angelegenheit. Ab dem Schwenk ins Schwärzkar wird die Tour in allen Belangen sehr anspruchsvoll. Ohne Beschilderung, ohne Markierungen und so gut wie weglos gilt es die korrekte Route selbst zu finden. Zum Einlass in den Gipfelaufbau des Wamperten Schrofen muss instabiles Steilgeröll überwunden werden. Danach dominiert einfache Kletterei (bis II) in übelst brüchigem Fels das Vorankommen. Die Schwierigkeiten liegen vor allem darin, das extreme Bruchgelände richtig einschätzen zu können. Die Bergtour ist nur für erfahrene Bergsteiger, die sich abseits jeglicher Orientierungshilfen selbst zurecht finden, geeignet. Mentale Stärke, Durchhaltevermögen sowie Bomben-Kondition sind für dieses Abenteuer unabdingbar.

Ausgangspunkt

AT-6632 Ehrwald
Talstation der Ehrwalder Almbahn
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.387938
Längengrad: 10.936899

Hütten/Einkehr

Coburger Hütte

Orientierung

Die Orientierung erweist sich bis zur Coburger Hütte als problemlos. Im Schwärzkar keine und im Gipfelaufbau des Wamperten Schrofen nur sehr wenige Markierungen in Form von roten Punkten sowie Steinmännern. Hier ist es sehr schwierig die korrekte Linie zu finden.

Ausrüstung

Bergausrüstung

Höhenprofil
P Bergtour Wamperter Schrofen Elevation profile for Bergtour Wamperter Schrofen 0 2 km 4 km 6 km 8 km 10 km 12 km 13,6 km 2.200 m 2.000 m 1.800 m 1.600 m 1.400 m 1.200 m Ehrwalder Almbahn 1.090 m Hoher Gang Seebensee 1.657 m Coburger Hütte 1.920 m Schwärzkar Start Felsroute Wamperter Schrofen 2.511 m Ende Felsroute Schwärzkar Coburger Hütte 1.920 m Seebensee 1.657 m Hoher Gang Ehrwalder Almbahn 1.090 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Von Ehrwald über den Hohen Gang zur Coburger Hütte

T3 A/B

Die Talstation der Ehrwalder Almbahn (1.090 m) repräsentiert den Startpunkt für den Aufstieg zum Wamperten Schrofen. Rechts des Technikgebäude findet sich ein schmaler Zubringer hinab zum Geißbach, welcher die Direktion der Startetappe übernimmt. Den Wasserstrom linksseitig nachlaufen, folglich über einen Zufluss des Bach hinweg. Eine nachfolgende Brücke bringt uns zur anderen Seite des Wasser.

In den drahtseilgesicherten Serpentinen des Hohen Gang
In den drahtseilgesicherten Serpentinen des Hohen Gang

Wenige Schritte später verzweigt sich die Trasse. Für den Hohen Gang die Bahn rechter Hand nachlaufen. Jenseits einer Schleife steht eine einsame Scheue Spalier. Auf ihrer Höhe den breiten Weg rechtsdrehend verlassen. Hinweg über kahles Weidegrün nebst einigen Holzbauten, hinein in bewaldetes Areal. Hier kollidieren wir mit dem Weg 812, einem Zugang, welcher seine Spur direkt aus Ehrwald hier herein zieht. Linksdrehend wird seiner Direktion nachgewandert.

In zunehmender Neigung wird bald ein großes Geröllfeld tangiert. Der Baumbestand zur Linken stellt eine passable Linie bereit, mit der sich ein mühsamer Kontakt mit der Schutthalde vermeiden lässt. Oben linksseitige Ausschwenken, zum Einstieg in den Hohen Gang (1.220 m) vorrücken. Der Einstieg ist zugleich die Schlüsselpassage (A/B) der versicherten Teilstrecke. In einem Bogen zu einem Band vorpreschen. Im Dienste der augenscheinlichen Bahn das steile Schrofengelände empor arbeiten. Das Zick Zack gewinnt schnell an Höhe, wobei die schwierigsten Stellen mit künstlichen Versicherungen ausgestattet sind. Mittels Quergang wird schließlich ein Geländebalkon unter die Füße gebracht (1.670 m) - der Ausstieg aus dem Hohen Gang.

Die Fortsetzung verliert einige Höhenmeter, macht dem Kleinod des Seebensee (1.657 m) die Aufwartung. Via Brücke in den Weg entlang des Ostufer einfädeln. Die Talstation der Materialseilbahn läutet die finale Passage zur Coburger Hütte ein. Eine knapp 300 Meter hohe Geländestufe trennt uns noch vom Schutzhaus. Das latschenreiche Gefilde ist von einem kehrenreichen Wanderpfad durchzogen. Dieser endet an der Coburger Hütte auf 1.920 m Höhe.

Von der Coburger Hütte über den Normalweg zum Wamperten Schrofen

T5 II

An der Coburger Hütte die Bahn (Weg 814) in westliche Tendenz mit Ziel Biberwierer Scharte aufnehmen. Nach Verlust einiger Höhenmeter zweigt linksseitig der Pfad zum Vorderen Drachenkopf ab. Gleichzeitig ist dies die für unser Vorhaben relevante Führung ins Schwärzkar.

Die stark frequentierte Coburger Hütte
Die stark frequentierte Coburger Hütte

Anfangs können wir noch der eingepinselten Spur zum Vorderen Drachenkopf folgen, doch bald muss nach eigenem Ermessen rechtsseitig aus der Spur ausgetreten werden. Weglos über das wellige Gelände tiefer ins Schwärzkar hinein. An einer übersichtsreichen Gelegenheit sollte der Gipfelaspirant das Gelände etwas sondieren. Das Felsbollwerk zur Rechten, welches auch den Wamperten Schrofen bereitstellt, wird von ausgedehnten Geröllfeldern umrahmt. Von Weitem ist eine Spur quer durch den Schutt zu erspähen, welche tief hinein in den Geländekessel zieht. Das Angebot ihr nachzulaufen sollten der Gipfelanwärter nicht ausschlagen. Kurz bevor die Trittspuren die Scharte zwischen Wamperten Schrofen und Marienbergspitzen erreichen, scharf rechts weglos durch Geröll zum Felsansatz unseres Ziels empor. Der äußerst steile Schutthang bietet dabei wenig Halt. Gemäß dem Motto zwei Schritte vorwärts, einer wieder zurück geht es äußerst beschwerlich hinauf.

Der Einstieg in den Fels (respektive den Normalweg) ist mit einem einzelnen roten Punkt (nicht leicht zu finden - genau hinsehen) markiert. In der Verlängerung des Gipfelsockel ist ein Band zu erkennen, welches einen einsamen Steinmann als Hinweis bereit hält. Zum Band vorrücken und zum Ende des Sims aufschließen. Dort an geeigneter Stelle behutsam nach oben (sehr bröselig!). In dem nun folgenden extremen, von Schutt übergossenen Gehgelände, schräg rechts halten. Die Verlängerung geht mit drei Rinnen, welche nur wenige Meter voneinander entfernt sind, auf Tuchfühlung.

Über die bröselige Nordrinne gelangt man zum Gipfelkreuz
Über die bröselige Nordrinne gelangt man zum Gipfelkreuz

Die südliche (linke) Rinne

... nimmt den kreuzlosen Hauptgipfel (2.520 m) ins Visier. Die Rinne ist über und über mit Geröll gefüllt. Im Rückweg schiebt man hier mit jedem Schritt eine wahre Gerölllawine vor sich her. Die steilen Wände zur Linken respektive Rechten erlauben kaum ein Ausweichen in den Fels. Nur sehr mühsam geht es höher. Im oberen Bereich der Rinne versperrt ein etwa 1,80 m hoher Felsblock das Vorankommen. Durch die Geröllauflage sind kaum Griffe und Tritte zu finden, mit der sich dieses Hindernis überwinden lässt. Hat man es schließlich doch irgendwie geschafft, erreicht man nach wenigen Metern die Scharte zwischen Mittel- und Hauptgipfel. An der Scharte bricht der Berg gen Westen ins schier bodenlose ab. Auf der linken Seite schließt sich eine zweite, noch steilere, obendrein noch weniger einladend aussehende Rinne an. Um den Hauptgipfel unter die Füße zu bringen, muss man in dieser (geschätzt) ca. 30 m nach oben spreizen (anhaltend II). Das Ganze sah so heikel aus, das ich verzichtet habe.

Die letzten Meter hinauf zur Gipfelmarkierung
Die letzten Meter hinauf zur Gipfelmarkierung

Die mittlere Rinne

... nimmt mit dem kreuzlosen Mittelgipfel Kontakt auf. Die Rinne bietet (meiner Meinung nach) die beste Felsqualität. Am rechten Rand der Rinne kann man (im Vergleich zu den anderen beiden) erstaunlich gut nach oben klettern (I-II). Der Mittelgipfel lässt sich so relativ einfach einnehmen. Wenige Meter unterhalb des Mittelgipfel kann in die nördliche Rinne gequert werden. So ist aus der mittleren Rinne auch der kreuzgeschmückte Nordgipfel in wenigen Zügen erreichbar.

Die nördliche (rechte) Rinne

... navigiert zum kreuzgeschmückten Nordgipfel (2.511 m). Die Rinne ist am Einstieg auf der rechten Seite mit einem roten Punkt markiert. Sie ist am wenigsten steil und stellt den Normalweg zum Gipfelkreuz dar. Die Rinne ist überflutet mit kleinkörnigem Splitt, dessen Partikel sich unter den Bergstiefeln wie Kugellager verhalten. Nur durch behutsames, umsichtiges Steigen (I-II) lässt sich hier Schlimmeres (Steinschlag/Absturz) vermeiden!

Für alle drei Rinnen gilt: Wer nicht pulverisiert werden oder andere Bergsteiger auf den Gewissen haben möchte, steigt keinesfalls in eine der Rinnen ein, wenn sich andere Personen darin aufhalten!

Tourenbeschreibung: Abstieg

Die Möglichkeiten, diese Bergtour zu einer logistisch sinnvollen Runde zu schließen, sind eher bescheidener Natur. Um nach dieser mental-strapaziösen Unternehmung noch etwas Entspannung zu finden, ist die Rückkehr zum Ausschank der Coburger Hütte ist beste Variante. Von dort auf bekannter Linie via Hoher Gang zurück nach Ehrwald.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Bergtour
Wamperter Schrofen
Von der Coburger Hütte über den Normalweg auf den Wamperten Schrofen
Der Gipfel des Wamperten Schrofen mit der Zugspitze im Hintergrund
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
4 / 5
Hochriskante Bergtour (extrem brüchiger Fels) zu einem wenig aufgesuchten Ziel in gigantischer Landschaft. Zur Coburger Hütte viel Betrieb - dann sehr schnell sehr einsam.
Info zum Bewertungsschema

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