AT › Vorarlberg › Allgäuer Alpen › Kleinwalsertal
Walser Hammerspitze
(2.170 m)
Hochgehrenspitze
(2.253 m)

Von der Kanzelwand zur Walser Hammerspitze und Hochgehrenspitze

T4+ II

Schwere Bergtour

 ca. 450 Hm   ca. 5,4 Km  ca. 4 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Walser Hammerspitze (rechts) und Hochgehrenspitze (links) gesehen von der Bergstation der Kanzelwandbahn
Walser Hammerspitze (rechts) und Hochgehrenspitze (links) gesehen von der Bergstation der Kanzelwandbahn

Schüsser? Hammerspitze? Oder doch Schüsser? - Der Namenswirrwarr um die Berge im Bereich der Kanzelwand könnte nicht größer sein. Der von den Oberstdorfern genannte Schüsser nannten die Walser Hammerspitze (in dieser Beschreibung Walser Hammerspitze). Und der bei den Walsern genannte Schüsser nannten die Oberstdorfer Hammerspitze (jetzt Oberstdorfer Hammerspitze - in dieser Beschreibung nicht vorgestellt). Gecheckt? Nein?! Die Bergrettung hatte die selbe Mühe damit. Musste diese zu einem Einsatz an einem der Berge ausrücken, galt es erst mal zu klären, welcher Berg gemeint war. Glücklicherweise hat man sich inzwischen auf eine einheitliche Benennung der Berge geeinigt, so das es nicht mehr zur Verwechslungen kommen kann.

Aber egal wie die Berge genannt wurde/werden: Eine Bergtour im Bereich des Bergstock ist ein landschaftlich überragendes, zudem ein recht exklusives Alpinabenteuer. Das Gelände in dem wir uns in der vorgestellten Exkursion bewegen, entpuppt sich als fulminante Aussichtsbühne in erster Reihe zum Allgäuer Hauptkamm. Beim Vorwärtskommen hat man mehr mit dem Konsum der landschaftlichen Kostbarkeiten, als mit dem Gepräge unter den Füßen zu tun. Die Bewältigung der (in Phasen ziemlich anspruchsvollen) Teilpartien verkommt da fast zur Nebensache. Obendrein ist der Andrang an Gipfelaspiranten (in der Regel) von vergleichsweise geringer Größe. In Richtung Hochgehrenspitze wird man sehr wahrscheinlich sogar alleine unterwegs sein. In Summe ist der Besuch der Walser Hammerspitze und die Zugabe der Hochgehrenspitze ein unvergessliches Erlebnis!

Die Bergtour zur Hochgehrenspitze entspricht der Tourenkategorie Leichte Klettertouren und Wilde Wege.

 Bilder  Karte  GPS-Track
Panorama vom Gipfel der Hochgehrenspitze
Panorama vom Gipfel der Hochgehrenspitze

Anforderungen/Schwierigkeiten

Der Aufstieg zur Walser Hammerspitze nutzt einen schmalen Pfad über einen stattlichen Felsgrat. Dabei sind einige luftige Stellen, sowie ein paar leichte Kletterpartien zu überwinden. Obendrein ist die Route über den Grat nur im oberen Teil von farbigen Markierungen gekennzeichnet. Über die längste Strecke muss ohne Hinweise die leichteste Linie selbst gefunden werden. Der Übergang zur Hochgehrenspitze fällt komplett ohne Markierungen aus. Im felsigen Gipfelbereich der Hochgehrenspitze braucht es einiges an Erfahrung um die korrekte Linie zu finden. Diese wartet zudem mit einer deftigen Klettereinlage im II. Grad auf. Hält sich die konditionelle Anforderung auf dieser Bergtour wohltuend zurück, erreichen alle anderen Parameter (Kletterkönnnen, Orientierungsvermögen, etc.) gehobenes Level. Die Tour ist keine Wanderung, richtet sich ausschließlich an erfahrene Bergsteiger.

Ausgangspunkt

AT-6991 Riezlern
Walserstraße 77
Talstation der Kanzelwandbahn
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.355982
Längengrad: 10.184477

Hütten/Einkehr

Einkehrmöglichkeit an der Bergstation der Kanzelwandbahn

Orientierung

Die Strecke ist nur mit sehr wenigen Steinmännern sowie vereinzelt farbigen Markierungen gekennzeichnet. Der Nordostgrat der Walser Hammerspitze ist orientierungsmäßig schon sehr anspruchsvoll. Im Gipfelbereich der Hochgehrenspitze ist die Feinorientierung dann noch schwieriger.

Ausrüstung

Bergausrüstung

Höhenprofil
Bergtour Hammerspitzen Elevation profile for Bergtour Hammerspitzen 0 1 km 2 km 3 km 4 km 5,4 km 2.100 m 2.000 m 1.900 m Bergstation Kanzelwandbahn 1.950 m Walser Hammerspitze 2.170 m Hochgehrenspitze 2.253 m Walser Hammerspitze 2.170 m Bergstation Kanzelwandbahn 1.950 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Von der Kanzelwandbahn über den Nordostgrat auf die Walser Hammerspitze

T4 I

Im Kleinwalsertal lösen wir in der Ortschaft Riezlern ein Ticket für die Kanzelwandbahn, fahren mit der Technik bis zur Bergstation in 1.950 m Höhe. Wer die Tour ohne technischen Unterstützung absolvieren mag kann auch zu Fuß aufsteigen. Rechts der Talstation findet sich der Einlass in die Wanderroute. In etwa 2 ½ Stunden führt die Wanderstrecke in 860 Höhenmeter zur Bergstation.

Bergstation der Kanzelwandbahn mit dem Hohen Ifen im Hintergrund
Bergstation der Kanzelwandbahn mit dem Hohen Ifen im Hintergrund

An der Bergstation das Gebäude verlassen, in die Touristenschlange Richtung Kanzelwandgipfel einreihen. Hinab in die Mulde vor der Kanzelwand, wo rechtsseitig der Fußweg von der Talstation einfädelt. Zudem findet sich hier der Zubringer zum benachbarten Fellhorn. Aus der Senke wird mittels einiger Serpentinen der felsige Kanzelwandgipfel ins Visier genommen. Beim Zusammentreffen mit diesem driftet der Wanderweg rechtsseitig entlang des Felssockels ab, bringt eine Scharte südlich des Gipfel unter die Füße. Linkshaltend wird dem kreuzmarkierten Dach der Kanzelwand (2.059 m, in manch Publikation auch als Warmatsgundkopf bezeichnet) die Aufwartung gemacht.

Für die Walser Hammerspitze wird indes rechtsseitig aus der Menschenschlange ausgetreten. Eine augenscheinliche Spur nimmt direkt den Verlauf des Nordostgrat zur Walser Hammerspitze auf. Dieser Anschluss repräsentiert auch unsere Leitlinie. Bereits nach den ersten Metern wird es deutlich ruhiger und der Rummel um die Kanzelwand spielt kaum noch eine Rolle. Auf Grund fehlender Markierungen bleibt dem Gipfelanwärter nur die Orientierung an Hand der vorgegebenen Pfadspur.

Der Grat zur Hochgehrenspitze
Der Grat zur Hochgehrenspitze

Der Gratweg gewinnt eine erste Anhöhe, führt jenseits an einem kleinen, bizarren Felsobelisk vorbei. Bald nach dem Obelisk verführt rechterseits eine Spur hinaus in die Westflanke. Läuft man dieser nach, kommt man sehr schnell in sehr schweres Gelände. Statt dieser Spur zu folgen, findet sich am Grat weniger Meter weiter ein Steinmann unterhalb eines versperrenden Felsriegel. Dieser gibt den entscheidenden Hinweis das Hindernis direkt aufs Korn zu nehmen (I). Oben angekommen findet sich wieder eine augenscheinliche Spur über die Kante.

Im Fortgang des Steigs zieht von rechts ein Zugang vom Kuhgehrensattel in den Gratweg ein. Oberhalb der Einmündung ist jetzt auch der Gratweg mit farbigen Markierungen ausgestattet. Das Vorrücken zum Gipfel ist kein großes Kunststück mehr. Hier und da müssen mal die Hände aus den Taschen, doch entsprechende Stellen sind kurz. Zudem verlangt das Gepräge nie einen Einsatz schwieriger als den I. Klettergrad. Gut 1 ½ Stunden nach Start an der Bergstation ist der Gipfel der Walser Hammerspitze (2.170 m) eingenommen.

Übergang von der Walser Hammerspitze zur Hochgehrenspitze

T4+ II

Vom Gipfel des Walser Hammerspitze bekommt man eine sehr gute Übersicht auf den Zubringer zur Hochgehrenspitze. Beide Berge sind durch einen schwungvollen Grat verbunden. Während auf der Südwestseite der Kante sanfte Wiesenhänge dominieren, bricht selbige gen Norden in steilsten Felswänden ab.

Das Gipfelkreuz der Hochgehrenspitze
Das Gipfelkreuz der Hochgehrenspitze

Eine nicht zu übersehende Pfadspur zeigt uns die korrekte Fortsetzung an. Diese nutzt die Grasseite, navigiert in unmittelbarer Nähe zur Abbruchkante, geht am anderen Ende mit dem Gipfelfelsen der Hochgehrenspitze auf Tuchfühlung. Nach einem kurzen Abstieg, sowie einer flachen Gehpassage, kommt man recht zügig zur einzigen schwierigen Stelle des Übergang. Ein kurzer, etwas ungünstig nach unten geschichteter Felsaufschwung muss erklettert werden (I). Das folgende Gehgelände hält in Folge Einzug in den felsigen Gipfelaufbau der Hochgehrenspitze.

In dem unübersichtlichen Felsgepräge wird die Orientierung deutlich anspruchsvoller. Die Weiterführung der korrekten Route ist mitunter nicht ohne Weiteres zu erkennen. Mit etwas Vorstellungskraft sind am Boden Trittspuren zu erahnen. Zudem finden sich mit geschärften Blick einige kleinere Steinmänner. Um Kontakt mit dem Gipfelkreuz aufzunehmen bieten sich zwei Möglichkeiten an:

Der Normalweg

Nicht immer deutliche Begehungsspuren, obendrein die genannten Mini-Steinmänner, führen uns zu einer schmalen, steilen Rinne. Über kleingriffigen Fels wird diese erklettert (II). Eine Traverse über ein flaches schmales Band endet unterhalb des Kreuzes. Von hier in wenigen Zügen (I) auf den höchsten Punkt (2.253 m).

Variante direkt über den Grat

Wir verlassen linkshaltend die Steigspuren, geben direkt der scharfkantigen Gratschneide die Ehre. In Direktion der Felskante ausgesetzt unter Einsatz der Hände zum Gipfelkreuz aufsteigen (T5, II).

Tourenbeschreibung: Abstieg

Die Tour preist förmlich die Verlängerung von der Hochgehrenspitze zur Oberstdorfer Hammerspitze an. Diese Zugabe ist indessen technisch deutlich anspruchsvoller (T5, II) als die vorgestellte Exkursion. Wer es dennoch angehen möchte, sollte sich gleich mit dem Abstieg von der Oberstdorfer Hammerspitze zur Fiderepasshütte beschäftigen. Auch dieser Abschnitt hat es enorm in sich (T5, II). Für den Rückweg zum Ausgangspunkt erhält man von der Fiderepasshütte über das Wildental Anschluss nach Mittelberg. Mittels einer ausgedehnten Wanderung entlang der Breitach gelangt man schließlich zurück nach Riezlern. Wer an der Kanzelwandbahn ein Ticket für die Talfahrt gelöst hat, sollte jedoch über den Aufstiegsweg zurück zur Bergstation wandern.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Bergtour
Walser Hammerspitze-Hochgehrenspitze
Von der Kanzelwand zur Walser Hammerspitze und Hochgehrenspitze
Walser Hammerspitze (rechts) und Hochgehrenspitze (links) gesehen von der Bergstation der Kanzelwandbahn
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
4.3 / 5
Anspruchsvolle Genuss-Tour für Könner im Bann des Allgäuer Hauptkamm. Schauwerte in alle Himmelsrichtungen, sowie viel Abwechslung auf dem Weg zu den Gipfeln.
Info zum Bewertungsschema

Diese Touren könnten Dir auch gefallen

Der Gipfel des Rauhhorn
DE › Bayern › Allgäuer Alpen
(2.240 m)
Überschreitung des Rauhhorn aus dem Hintersteiner Tal
T5 II B
Sehr schwere Bergtour
 Tour entdecken
Der Hohe Ifen - gesehen von der Schwarzwasserhütte
AT › Vorarlberg › Allgäuer Alpen › Kleinwalsertal
(2.230 m)
Alpine Wanderung über den Hohen Ifen zur Schwarzwasserhütte
T3
Bergtour
 Tour entdecken
Der Großen Widderstein mit dem Hochalpsee gesehen vom Hochalppass
AT › Vorarlberg › Allgäuer Alpen › Kleinwalsertal
(2.533 m)
Umrundung und Besteigung des Großen Widderstein vom Kleinwalsertal
T4 I
Schwere Bergtour
 Tour entdecken