DE › Bayern › Berchtesgadener Alpen › Hagengebirge
Kahlersberg
(2.350 m)

Von der Priesbergalm über den Mauslochsteig auf den Kahlersberg

T3

Bergtour

 ca. 1.300 Hm   ca. 19,7 Km  ca. 8 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Fagstein (links) und Kahlersberg (rechts) gesehen vom Grünstein
Fagstein (links) und Kahlersberg (rechts) gesehen vom Grünstein

Der Kahlersberg ist einer jener Berge, die trotz angelegtem Gipfelpfad (der Mauslochsteig) nicht einfach zu erobern sind. Dabei spielt die Technik an diesem Höcker eine eher untergeordnete Rolle. Vielmehr erweist sich sein abgelegener Standort als die größte Hürde. Seine entfernte Position lässt den Aufwand eines Gipfelbesuchs auf ein (um es vorsichtig auszudrücken) gehobenes Konditionslevel eintaxieren.

Der Kahlersberg liegt in der zentralen West-Ost-Achse des Hagengebirge, welches den Fjord des Königssee gen Osten begrenzt. Für den Zugang in dieses Gebiet bieten sich mehrere Möglichkeiten an. Die kürzeste Wegstrecke erwartet einem am südlichen Ende des Königssees - ab der Anlegestelle Salet. Es bedarf also einer Bootsfahrt um überhaupt an den Ausgangspunkt zu kommen. Den Vorteil der verkürzten (aber immer noch ordentlichen) Strecke erkauft man sich mit einer immensen Höhendifferenz. Zwischen dem Ufer des Königssee und dem Gipfel des Kahlersberg liegen 1.700 schweißtreibend Höhenmeter.

Wer angesichts dieser satten Vertikaldifferenz kalte Füße bekommt, sollte sich die (hier vorgestellte) Variante ab dem Parkplatz Hinterbrand anschauen. Gut 400 Höhenmeter lassen sich auf diesem Kurs gegenüber der Salet-Route einsparen. Der Preis für diese Erleichterung ist ein langwieriger Anstiegsweg, welcher fast der kompletten Länge des Königssee entspricht. Das sind immerhin 9 Kilometer - wohlgemerkt die einfache Strecke! Man muss nach erfolgreichem Gipfelsturm also die selbe Distanz wieder zurück.

Kann man diese Marathon-Tour mit Hilfe einer Hüttenübernachtung auf zwei besser verdauliche Happen teilen? Die Antwort auf diese Frage lautet: Jein! Die nächsten Matratzen bietet die Wasseralm, die Gotzenalm und das Carl-von-Stahl-Haus an. Für den Kahlersberg ist aber keine der drei Unterkünfte ideal gelegen. Das heißt, den Vorteil einer Übernachtung erkauft man sich mit zusätzlichen Kilo- und/oder Höhenmetern.

Wie man es dreht oder wendet, ohne erheblichen Aufwand ist dem Kahlersberg nicht Herr zu werden. Als Folge davon begrenzt sich die Gipfel-Anwärterschaft auf ein schmales Volumen. Wer bereit ist, die entsprechenden körperlichen Strapazen auf sich zu nehmen, wird dafür mit einsamen Outdoor-Stunden honoriert. In Verbindung mit der fulminanten Landschaft in der man sich bewegt, eine nicht zu unterschätzende Entlohnung.

 Bilder  Karte  GPS-Track
Die großartige Bergkulisse um den Seeleinsee
Die großartige Bergkulisse um den Seeleinsee

Anforderungen/Schwierigkeiten

Die Bergtour auf den Kahlersberg beginnt auf einer bequemen, planierten Trasse, die sich bis zur Priesbergalm verlängert. Die Fortsetzung hinauf zum Seeleinsee schnürt sich zu einem steinigen Bergpfad zusammen. Das Aufwärts zum Beginn des Mauslochsteig vollzieht sich über reichhaltiges Geröll. Der Mauslochsteig erweist sich zunächst als sehr steil, ist zudem von rutschigem Untergrund geprägt. Nach einer ausgesetzten, aber gesicherten Stelle (Drahtseil, Krampen) öffnet sich das großflächige, mäßig geneigte Gipfelplateau. Während des Anschlusses zur Gipfelmarkierung werden die Begehungsspuren zunehmend undeutlicher. Zudem bietet das karstige Areal in diesem Bereich wenig Orientierungspunkte. Bei schlechter Sicht herrscht hier erhebliche Verirrungsgefahr. Dann sollte man auf diese Exkursion verzichten. Die technischen Herausforderungen sind am Kahlersberg für geübte Berggeher kaum der Rede wert. Demgegenüber braucht es (vor allem auf Grund der Wegstrecke) eine Bomben-Kondition.

Ausgangspunkt

DE-83471 Schönau am Königssee
Scharitzkehlstraße 40
Parkplatz Hinterbrand
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.595316
Längengrad: 13.023067

Hütten/Einkehr

Dr.-Hugo-Beck-Haus

Orientierung

Der Anstieg von Hinterbrand bis zum Seeleinsee ist angemessen ausgeschildert. Der Einlass in den Mauslochsteig über Hochgschirr fällt bereits undeutlicher aus. Hat man den Einstieg in den Mauslochsteig gefunden, wird dieser durch Begehungsspuren angezeigt. Auf der Gipfelabdachung lösen sich diese aber fast in nichts auf. Für den Anschluss zur Gipfelmarkierung braucht es neben guten Sichtverhältnissen auch ein wenig Gespür.

Wissenswertes

Der Kahlersberg ist bekannt für seine Steinbock-Population. Die Wildziege galt in den Berchtesgadener Alpen zwischen dem ausgehenden Mittelalter und den 1930er-Jahren als ausgestorben. In den 1930er-Jahren wurden einige Exemplare aus der Schweiz im Hagengebirge durch Menschenhand wieder angesiedelt. Anfangs nur von mäßigem Erfolg gekrönt, haben sich die Tiere dann doch gut vermehrt. Die Population wird heute auf ca. 150 Individuen geschätzt. Nicht selten ist das Wild auf der großflächigen Gipfelabdachung des Kahlersberg anzutreffen. Sie zeigen wenig Scheue und äsen oft direkt neben dem Gipfelweg.

Höhenprofil
P Bergtour Kahlersberg über Mauslochsteig Elevation profile for Bergtour Kahlersberg über Mauslochsteig 0 2 km 4 km 6 km 8 km 10 km 12 km 14 km 16 km 18 km 19,7 km 2.200 m 2.000 m 1.800 m 1.600 m 1.400 m 1.200 m Hinterbrand 1.110 m Priesbergalm 1.460 m Seeleinsee 1.809 m Hochgschirr 1.940 m Kahlersberg 2.340 m Hochgschirr 1.940 m Seeleinsee 1.809 m Priesbergalm 1.460 m Hinterbrand 1.110 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Vom Parkplatz Hinterbrand zum Seeleinsee

T2

Am Parkplatz >Hinterbrand (1.110 m) laufen wir zum westlichen Endpunkt der Parkfläche. Kurz bevor die Straße in Kehren wieder gen Tal strebt, entspringt linker Hand der Start unserer Kahlersberg-Route. Die breite Bahn steuert bald über den Weidbach, hält Einzug in das kahle Areal der Jenner-Bahn Mittelstation. Rechtsseitig die Technik überholen, jenseits geradeaus in den Königsweg einfädeln. In diesem Bereich bezieht das Dr.-Hugo-Beck-Haus Stellung. Das Schutzhaus ist die einzige Einkehrmöglichkeit auf unserer üppigen Exkursion. Auf Grund der Tourenlänge macht ein Besuch der Erfrischungsstation allerdings nur auf dem Rückweg Sinn.

Der idyllisch gelegene Seeleinsee lädt zu einer längeren Verschnaufpause ein
Der idyllisch gelegene Seeleinsee lädt zu einer längeren Verschnaufpause ein

Der Königsweg navigiert zur langgezogenen Lichtung der Wasserfallalm. Der flache Panoramaweg flaniert via Halbkreis um den Jenner, verliert am Ende sogar einige Höhenmeter. Nach der Brücke über den Königsbach geradeaus, ferner in der Vertikalen stark aufbäumend, hinein in den Flur der Priesbergalm. Wie ein Mauthäuschen steht die Enzian-Brennhütte (1.320 m) am Eingang des Weideareals. Das Priesberger Moos wird leicht touchiert, ehe mit der Priesberg-Siedlung (1.460 m) auf Tuchfühlung gegangen wird.

Die Gebäude zu oberst unbeachtet lassen. Ohne Richtungswechsel der flachen Linie gen Süden die Treue halten. An der letzten Hütte verjüngt sich der Fortgang zu einem schmalen Bergpfad. Am südlichen Ende der Brachfläche über den Entwässerungsbach des Abwärtsgraben. Wenige Schritte dahinter verzweigt sich die Strecke. Rechts entspringt der Zugang zur Gotzenalm via Unterer Hirschenlauf. Wir fädeln hingegen links in den Stiergraben ein. In nicht übermäßiger Neigung tigert die Linie gemächlich zwischen Tauernwand und Roßfeld bergan. Die Schlenderei endet am Kleinod des Seeleinsee (1.809 m) - ein zauberhaftes Plätzchen inmitten einer großartigen Alpin-Landschaft.

Vom Seeleinsee über den Mauslochsteig auf den Gipfel des Kahlersberg

T3

Noch gut 550 Höhenmeter fehlen vom Seeleinsee zum Gipfel des Kahlersberg. Dieser erwächst aus dem südlichen Distrikt mittels einer mächtigen, zerrissenen Wand in den Himmel. Zwischen Lafeldkopf (Erhebung rechts unseres Ziels) und Kahlersberg zeigt sich der Geländesattel namens Hochgschirr. Dieser repräsentiert unseren nächsten Ankerpunkt.

Das Gipfel-Marterl des Kahlersberg
Das Gipfel-Marterl des Kahlersberg

Geht man vom Seeleinsee den Anstiegsweg einige Meter zurück, entspringt zur Linken die Verbindung dorthin. Im Slalom gewaltiger Felsblöcke, folglich über massiv geröllhaltigen Boden legen wir unsere Fährte bis zum Hochgschirr (1.940 m). Dort darf der Zutritt zum Mauslochsteig (welcher den Normalweg zum Kahlersberg darstellt) nicht übersehen werden. Am Hochgschirr zeigt sich einer der größeren Felsblöcke mit blauem Gepinsel - welches die Tür zum Mauslochsteig denunziert.

Eine deutliche Spur zieht über instabilen Untergrund empor zum Felsaufbau. Zügig wartet das Gefilde mit der ersten drahtseilgesicherten Passagen auf. Der Mauslochsteig mogelt sich im Fortschritt geschickt die Kahlersberg-Westflanke hinauf. Die ausgesetzte Schlüsselstelle ist dabei mit künstlichen Tritthilfen, sowie einem Kabel ausgestattet. Jenseits gewährt ein Band Einlass auf die harmlose, begrünte Gipfelabdachung (2.200 m). Je näher wir der obersten Etage kommen, umso undeutlicher werden die Begehungsspuren. Ein regelmäßiger Blick zurück, lässt im Abstieg den Weg wieder leichter finden.

Das weitläufigen Ödland ist arm an markanten Punkten, welche für die Nahorientierung genutzt werden könnten. Bei schlechter Sicht hat man kaum eine Chance die richtige Linie (weder zum Gipfel, noch für den Rückweg) zu finden. Hält man sich weiter bergan, kann man hingegen nicht viel falsch machen. Irgendwann zeigt sich das Gipfelmarterl am höchsten Punkt des Kahlersberg (2.350 m) - welches unschwierig (fast) weglos eingenommen wird.

Tourenbeschreibung: Abstieg

Das Wegenetz um den Kahlersberg ist sehr eingeschränkt. Trotzdem bietet es Möglichkeiten an, um den Gipfelausflug zu einer Runde auszubauen. Eine Rückkehr via Gotzenalm oder dem Carl-von-Stahl-Haus wäre zum Beispiel denkbar. Diese Möglichkeiten sind indes nur mit noch mehr zeitlichem sowie konditionellem Aufwand zu realisieren. Alle Normalverbraucher sollten deshalb den Aufstiegsweg auch auf dem Rückweg die Treue halten.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Bergtour
Kahlersberg
Von der Priesbergalm über den Mauslochsteig auf den Kahlersberg
Fagstein (links) und Kahlersberg (rechts) gesehen vom Grünstein
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
4 / 5
Sehr lange Bergtour auf ein abgelegenes Ziel. Für geübte Berggeher nur moderat schwierig - dafür umso schauwertreicher. Mit Glück Gesegnete werden am Kahlersberg Steinböcke beobachten können.
Info zum Bewertungsschema

Diese Touren könnten Dir auch gefallen

Gipfel des Rauhen Kopfes vor dem Watzmann
DE › Bayern › Berchtesgadener Alpen
(1.604 m)
Vom Rauhen Kopf über die Almbachwand zum Berchtesgadener Hochthron
T3
Bergtour
 Tour entdecken
Der Hochstaufen mit der Goldtropfwand in der Draufsicht
DE › Bayern › Chiemgauer Alpen
(1.771 m)
Über den verwegenen Goldtropfsteig auf den Hochstaufen
T3+ I
Bergtour
 Tour entdecken