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Hochstaufen
(1.771 m)

Über den verwegenen Goldtropfsteig auf den Hochstaufen

T3+ I

Bergtour

 1.140 Hm   8,4 Km  ca. 6 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Der Hochstaufen mit der Goldtropfwand in der Draufsicht
Der Hochstaufen mit der Goldtropfwand in der Draufsicht

Gegen Osten werden die Chiemgauer Alpen durch den auffallenden Felskeil mit dem Namen Hochstaufen (von Insidern auch verkürzt als Staufen tituliert) begrenzt. In diesem Landstrich, kurz vor den Toren von Salzburg, dominieren bereits die Berchtesgadener Riesen um Watzmann, Hochkalter und Co. das alpine Geschehen. Die Chiemgauer glänzen in diesem Längengrad mit einer Reihe von hervorragenden Aussichtslogen. Hügel, auf denen sich die landschaftlichen Kostbarkeiten im höchsten visuellen Maße bewundern lassen. Der Hochstaufen, Hausberg von Bad Reichenhall, ist einer dieser Erhebungen.

Aus allen Himmelsrichtungen wurden vom Tal Aufstiegslinien zum Dach des Staufen in die Landschaft gezaubert. Vom einfachen Wanderweg bis zum schweren Klettersteig findet hier jeder Berggeher Routen nach seinen persönlichen Vorlieben. Der Süden des Hochstaufen wird durch die steile, 1.000 m hohe Goldtropfwand geprägt. Aus dieser Tendenz hat der Gipfelaspirant die Qual der Wahl aus 3 Führen. Alle 3 können als klassische Bergwege via Stock und Stein eingestuft werden, weisen indes unterschiedliche Schwierigkeitsgrade auf.

Der wenig schwierige Normalweg via Bartlmahd führt neben der anspruchsvolleren Linie über Steinerne Jäger in einem große Links- respektive Rechtsbogen um die steile Goldtropfwand herum. Erstere tangiert das Goldtropfgemäuer gar nicht, zweitere nur im oberen Teil - womit sein Charakter mit einer leichten alpinen Würze geschärft ist.

Der dritte Weg, die hier vorgestellte Bergtour über den Goldtropfsteig, ist gegenüber dem Steinerne Jäger noch eine Nuance grimmiger. Der Kurs zieht aus dem Tal in einer Direttissima durch die Steilwand bis zum Staufen-Gipfel. Jedem, der von Bad Reichenhall aus schon einmal die Südflanke des Hochstaufen bestaunt hat, dürfte damit klar sein, das es sich dabei um eine ganze besondere Fährte handeln muss. Das Besondere bezieht sich auf die vertikalen Neigung des Geländes durch welches sich der Goldtropfsteig schlängelt. Und in der Tat werden vor Ort die Erwartungen/Befürchtungen nicht enttäuscht. Das Gelände gönnt dem Aspiranten keine Verschnaufpause: Steil in der Ouvertüre, steil im Hauptakt zudem noch steiler im Finale. Der Goldtropfsteig ist (ohne zu übertreiben) ein wilde Sport-Route, die dem Begeher einiges an Kondition sowie Durchhaltewillen abverlangt.

Anzumerken sei noch, das sowohl Aufstieg als auch Abstieg ausschließlich in südseitiger Exposition verlaufen. Für das Frühjahr plus den Herbst sind das ideale Bedingungen. Intensiv den Sonnenstrahlen ausgesetzt, ist diese Exkursion bald beziehungsweise lange schneefrei. Im Hochsommer erweist sich das allerdings als gravierender Nachteil. Stauende Hitze machen die Begehung zur intensiven Selbstpeinigung.

 Bilder  Karte  GPS-Track
Bergpanorama vom Gipfel des Hochstaufen
Bergpanorama vom Gipfel des Hochstaufen

Anforderungen/Schwierigkeiten

Der Goldtropfsteig windet sich durchgängig steil bis sehr steil durch die 1.000 m hohe Hochstaufen-Südflanke. Das Ganze ist nicht beschildert, aber überraschenderweise brauchbar markiert. Die zweiten Aufstiegshälfte bedarf stellenweise den Einsatz der Hände (I), ist zudem in Abschnitten recht luftig. Abstieg im Rahmen einer normalen Wanderung über felsige Bergsteige respektive wurzelige Waldwege. Wegen der ausschließlich südseitigen Exposition ist der Begeher im Sommer extremer Hitze ausgesetzt. Gute Kondition, Erfahrung in der Begehung von Steilschrofen sowie elementarer Orientierungssinn sind die nötig Parameter für diese rustikale Runde. Der Aufstieg durch die Goldtropfwand ist keine Wanderung - also nur für erfahrene Berggeher geeignet!

Ausgangspunkt

DE-83435 Bad Reichenhall
Wanderparkplatz an der Padinger Alm.
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.73896
Längengrad: 12.85577

Hütten/Einkehr

Reichenhaller Haus

Orientierung

Der Weg durch die Hochstaufen-Goldtropfwand ist nicht beschildert. Ab der Waldpassage finden sich in Abständen aber immer wieder farbige Markierungen. In den Schrofen muss aufmerksam nach den roten Punkten gesucht werden. Abstieg über den üppig angezeigten Normalweg via Bartlmahd.

Wissenswertes

Ich besitze ein ganzes Bücherregal voller Alpin-Literatur. Der größte Teil der Publikationen sind Tourenbücher für die Nördlichen Kalkalpen - mit hohem Anteil zu den bayerischen nebst den angrenzenden österreichischen Wandergebiete. Viele dieser Führer haben einsame Routen oder Touren auf wenig bekannte Berge zum Thema. Doch in keinem dieser Bücher ist der Goldtropfsteig zu finden! Diese Linie wird in der (mir bekannten) Literatur völlig unterschlagen - so als würde sie nicht existieren. Und auch in vielen topographischen Karten ist der Steig nicht eingezeichnet. Ich selbst bin nur durch Zufall auf den Goldtropfsteig gestoßen. Während einer Internet-Recherche zu einem anderen Thema habe ich eine kurze Beschreibung zu dieser Strecke entdeckt. Mein Interesse war sofort geweckt, resultierte letztlich in meiner eigenen Begehung. Im Nachhinein kann ich gar nicht verstehen, warum die Fachliteratur den Steig ignoriert. Es handelt sich um eine ordentlich angelegte Route mit (fast) durchgehender Markierung. Ich war schon auf Normalwegen (auch zu bekannten Bergen) unterwegs, die weniger gut ausgebaut und gekennzeichnet waren. Für den Status eines offiziellen Weges fehlt eigentlich nur eine Beschilderung. Lässt man die fehlenden Wegweiser außer Acht, könnte man den Goldtropfsteig durchaus als Normalweg auf den Hochstaufen verkaufen.

Höhenprofil
P Bergtour Hochstaufen über Goldtropfsteig Elevation profile for Bergtour Hochstaufen über Goldtropfsteig 0 1 km 2 km 3 km 4 km 5 km 6 km 7 km 8,4 km 1.600 m 1.400 m 1.200 m 1.000 m 800 m Padinger Alm 650 m Abzweigung Goldtropfsteig 750 m Rastplatz Goldtropfsteig 1.240 m Reichenhaller Haus 1.750 m Hochstaufen 1.771 m Reichenhaller Haus 1.750 m Bartlmahd Padinger Alm 650 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Von der Padinger Alm über den Goldtropfsteig auf den Hochstaufen

T3+ I

Vom Parkplatz an der Pading Alm (650 m) bergwärts in den Wald wandern. Nach einer Schleife wird die Verzweigung zum Normalweg über Bartlmahd tangiert. Von hier werden wir später (am Ende unseres Abstiegs) wieder einfädeln und die Runde schließen. Für den Aufstieg via Goldtropfsteig rechts halten, dem Wegweiser Hochstaufen über Steinerne Jäger nachlaufen. Nach 200 m folgt noch einmal eine Möglichkeit linker Hand in Richtung Bartlmahd abzudrehen. Und noch mal 30 m weiter zweigt nach links ein unscheinbarer, unbezeichneter Forstweg ab (750 m). Auf der rechten Seite dieses Karrenwegs ist im Wald ein Felsblock mit einem großen, roten G platziert - die Startmarkierung des Goldtropfsteig.

Aussichtsreicher Rastplatz im Goldtropfsteig
Aussichtsreicher Rastplatz im Goldtropfsteig

Wir nivellieren in diesen zunächst breiten Waldweg ein. Bald verjüngt sich die Trasse zu einem schmalen, aber auffälligen Pfad. Über eine Lichtung steil hinweg - oben wieder in den Forstbestand hinein. An diesem Punkt tauchen die ersten roten Markierungspunkte auf. Im Fortschritt sind diese mal in größeren, mal in weniger großen Abständen zu finden - zeigen den Verlauf des Goldtropfsteig passabel an.

Steil die Holzbotanik bergan wandern. Vorbei an querliegenden Bäumen nebst massenweise eingelagerten Felsblöcken. Eine Traverse rechter Hand umgeht eine erste Felsbarriere. Der Quergang führt ins freie Terrain. Über eine kurze Geröllpassage zum Ansatz einer steilen Wand. Mittels Linksschwenk der Mauer ausweichen. Folglich eine ausgeprägte Geländerampe empor. Zick Zack bringt uns vertikal höher, nimmt schlussendlich Kontakt mit einem markanten Felsüberhang auf. Unter dem Dach befindet sich ein idyllischer Rastplatz (1.240 m). Zahlreiche Gedenktafeln haben hier ihren Bestimmungsort gefunden. Zudem preisen provisorische Sitzgelegenheiten den bezaubernden Tiefblick auf Bad Reichenhall an.

Die Schlüsselstelle im Goldtropfsteig: Eine 5-m-Steilstufe die wir erklettern müssen (I)
Die Schlüsselstelle im Goldtropfsteig: Eine 5-m-Steilstufe die wir erklettern müssen (I)

Vom Rastplatz kurz in westliche Richtung queren - hinein in schrofiges Areal. Hier beginnen die Schwierigkeiten: Der vertikale Winkel des ohnehin schon ordentlich geneigten Gelände vergrößert sich noch mal. Das unübersichtliche Gepräge bedarf einer aufmerksamen Suche nach der farbigen Wegkennzeichnung Vermehrt auf allen Vieren von Markierung zu Markierung arbeiten. Steile Aufschwünge wechseln sich mit flacheren Quergängen ab, lotsen uns zu einer breiten Rinne. An deren linker Seite das Steilgelände entgegen der Schwerkraft höher.

Nach gut 1/3 ihrer Höhe wird die Rinne mittels Linksschwenk verlassen (teilweise I). Weiter oben nach rechts queren, wieder hinein in den Geländeeinschnitt. Im höchsten Punkt verengt sich die Furche zu einer steilen Kerbe - oben markiert mit einem roten Pfeil. Hier wartet die Schlüsselstelle. Behutsam klettern wir diese 5-m-Steilstufe empor, nutzen dabei den gut griffigen Fels (I). Ein kurzer, schwieriger Zug kann dabei durch ein Ausweichen nach rechts einfacher umklettert werden.

Oberhalb dieser Schlüsselpassage wird das Territorium wieder einfacher zu begehen. Latschendickicht bestimmt zunehmend unseren Aufstieg. An einigen folgenden Schrofenaufschwüngen muss erneut etwas zugepackt werden (kaum I). Der Goldtropfsteig schlängelt sich durch den dichten Krummholzdschungel bis zu einem Graben. In diesen Hinab, folglich durch Schutt die gegenüberliegende Seiten hinauf. Das Ende des Goldtropfsteig ist erreicht. Oben quert der Bartlmahd-Normalweg, in dem nun rechter Hand eingefädelt wird (1.690 m). In einige kurze Kehren hoch zum spektakulär gelegenen Reichenhaller Haus (1.750 m). Zwischen der Berghütte und einer Bergkapelle zum flachen Gipfelplateau aufschließen. Mittels Linksschwenk einige Felsblöcke passieren, zuletzt zur eindrücklichen Bergschau am Gipfel des Hochstaufen (1.771 m).

Tourenbeschreibung: Abstieg

Vom Hochstaufen über Bartlmahd zurück zur Padinger Alm

T2

Vom Hochstaufen-Gipfel auf dem beschriebenen Weg zurück zum Reichenhaller Haus. Folglich abwärts zu unserem Ausstiegspunkt aus dem Goldtropfsteig. Unser Talweg navigiert nun geradeaus auf der Linie der Bartlmahd-Strecke.

Am Gipfel des Hochstaufen
Am Gipfel des Hochstaufen

Im einfachem Gelände, mit wenig Höhenverlust aussichtsreich in westliche Tendenz wandern. Dabei wird kurzzeitig der Staufengrat tangiert. Dieser stellt im Fortschritt den drahtseilgesicherten Abzweig in Richtung Mittelstaufen bereit (1.600 m). Wir indes ziehen links haltend abwärts in die Staufen-Südflanke ein - im Eiertanz unangenehm einen Schutthang hinunter. Ein Felsentor erweist sich als Zugang zu einer kleinräumigen Wiese (1.510 m). An diesem Punkt dreht die Route in südöstliches Gefilde ein. Dabei haben die Wegebauer den Talweg mit zahlreichen provisorischen Treppenstufen ausgestattet. Im weiteren Verlauf hinweg über eine Geröllreiße. Die Bartlmahd-Route, welche gleichzeitig den Staufen-Normalweg darstellt, ist an zwei aussichtsreichen Punkten mit luxuriösen Sitzgruppe ausgestattet. Hier bietet es sich förmlich an, vor Abschluss der Runde noch einmal einen Stopp einzulegen.

Die Wiederaufnahme des Abstiegs hält folglich Einzug ins Nadelholz. In unzähligen (mal mehr mal weniger weit ausholenden) Kehren verlieren wir stetig an Höhe. Das Abwärts zieht sich ganz schön in die Länge, fällt zudem etwas monoton aus. Nach einer gefühlten Ewigkeit mündet unser schmaler Pfad in eine breite Schotterstraße (740 m). Diese erweist sich als der Aufstiegsweg von der Padinger Alm kommend. Mit dem Einscheren in den planierten Weg ist die Rundtour geschlossen. Nach links würde es wieder zum Steinernen Jäger respektive Goldtropfsteig gehen. Wir indes halten uns rechts, wandern in wenigen Minuten zurück zum Ausgangspunkt.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Bergtour
Hochstaufen
Über den verwegenen Goldtropfsteig auf den Hochstaufen
Der Hochstaufen mit der Goldtropfwand in der Draufsicht
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
3.5 / 5
Im Aufstieg durchgängig steile bis sehr steile Route - nicht beschildert, aber brauchbar markiert. Eine tolle Linie abseits der vielbegangenen Staufen-Normalwege.
Info zum Bewertungsschema

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