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Hochplatte
(2.082 m)
Krähe
(2.012 m)
Gabelschrofen
(1.989 m)

Von der Hochplatte zur Krähe und über die Südrinnen auf den Gabelschrofen

T6 II+ B/C

Äußerst schwierige Bergtour

 ca. 1.200 Hm   ca. 15,5 Km  ca. 10 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Hochplatte (links) und Krähe (rechts) gesehen vom Gabelschrofen
Hochplatte (links) und Krähe (rechts) gesehen vom Gabelschrofen

Hochplatte, Krähe und Gabelschrofen sind drei Berge wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Zentral in den Ammergauer Alpen gelegen, können diese im Rahmen einer Tagestour bestens miteinander verbunden werden. Nimmt man alle drei Erhebungen ins Visier, erlebt man an einem Tag das komplette Spektrum der Bergtourenskala.

Der Aufstieg zur Hochplatte nutzt breite, planierte Trassen sowie typische Bergsteige (T1 und T2). Dabei wird es im Bereich des Ostgrats ein wenig steiler (T3). Der Flug über den Westgrat der Hochplatte tangiert die Schwierigkeiten einer schweren Bergtour (T4). Die kniffligsten Stellen sind zwar mit Drahtseilen gesichert, von einem Klettersteig kann hingegen nicht gesprochen werden. Dafür sind die entschärften Passagen viel zu kurz. Entspannter präsentiert sich die Fortsetzung zur Krähe (T2). Der anregende Übergang zum Gabelschrofensattel ist mit dem T3-Stempel einer durchschnittlichen Bergtour verziert. Anschließend wird es am Gabelschrofen richtig heftig. Im anhaltenden T5-Gelände (inklusive T6-Passage) wird das obere Ende der Bergtourenskala ausgereizt. Nach dieser hochspannenden Teilpartie klingt die Wanderrunde in genussreichen T2- und T1-Ebenen aus.

Wer jetzt die Tour entmutigt ad acta legen möchte, der sollte diese Aktivität auf einer guten topographischen Karten nachvollziehen. Der Bezirk wurden nämlich von den Wegebauern hervorragend erschlossen. Der nachfolgend beschriebene Ausflug kann auch nur als Vorlage für einen individuell erstellten Rundkurs dienen. Keiner der drei Berge ist ein muss - jeder der drei Trabanten kann umgangen werden. Der Umkreis bietet zahlreiche Varianten an. Zudem können aus der Nachbarschaft andere Gipfel eingebaut werden. Das Limit ist hier nur das persönliche Können und die eigene konditionelle Stärke.

Die Bergtour über den Normalweg auf den Gabelschrofen entspricht der Tourenkategorie Leichte Klettertouren.

 Bilder  Karte  GPS-Track
Blick vom Aufstieg zur Hochplatte in die Ammergauer Alpen
Blick vom Aufstieg zur Hochplatte in die Ammergauer Alpen

Anforderungen/Schwierigkeiten

Zum Gipfelkreuz der Hochplatte dominieren einfache Bergwege. Der Gipfelbereich ist mit einigen Drahtseilen gesichert. Die Fortsetzung über den Westgrat ist ausgesetzt, aber an entscheidenden Stellen mit Kabeln entschärft. Demgegenüber muss aber auch kurz geklettert werden (I). Der Gipfel der Krähe kann im Umfang einer einfache Wanderung gewonnen werden. Der Abstieg zum Gabelschrofensattel fällt wieder anspruchsvoller aus. Anstieg über die Südrinnen zum Gabelschrofen schwere Kletterei bis II+ im nicht immer zuverlässigen Fels. Das rustikale Gabelschrofen-Abenteuer richtet sich exklusiv an alpin-erprobte Experten! Der Rückweg zum Ausgangspunkt verbleibt in der Kategorie einer unschwierige Wanderung. In Summe ein sehr abwechslungsreicher, aber auch sehr langer Tagesausflug. Vor allem die Kondition wird bei dieser Exkursion auf die Probe gestellt.

Ausgangspunkt

AT-6600 Reutte
Hotel Ammerwald an der Ammerwaldstraße.
Kleiner Parkplatz direkt neben dem Hotel.
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.525552
Längengrad: 10.844337

Hütten/Einkehr

Keine

Orientierung

Die komplette Runde ist bestens gepfadet, zudem mit farbiger Kennung eingepinselt. An entscheidenden Stellen helfen Wegweiser bei der Richtungsfindung. Einzig der wilde Aufstieg zum Gabelschrofen ist gänzlich ohne Markierungssystem. Hier ist etwas Feinorientierung nötig, dabei gibt das Gelände die grobe Linie vor.

Ausrüstung

Bergausrüstung

Höhenprofil
P Bergtour Hochplatte Krähe Gabelschrofen Elevation profile for Bergtour Hochplatte Krähe Gabelschrofen 0 2 km 4 km 6 km 8 km 10 km 12 km 14 km 15,5 km 1.800 m 1.600 m 1.400 m 1.200 m Hotel Ammerwald 1.090 m Roggental Weitalpjoch 1.778 m Hochplatte 2.082 m Krähe 2.012 m Gabelschrofen 1.989 m Niederstraußbergsattel 1.615 m Jägerhütte 1.430 m Schützensteig Hotel Ammerwald 1.090 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Vom Hotel Ammerwald auf die Hochplatte

T3

Startpunkt für unsere Runde über die drei Gipfel ist das mondäne Hotel Ammerwald an der Ammerwaldstraße (1.090 m). Circa 4 km westlich der deutsch-österreichischen Landesgrenze hat es seinen Standort. Dabei dürfen wir keinesfalls den Parkplatz der Herberge nutzen (nur für Hotelgäste). Für uns Wanderer steht nur der Parkraum direkt an der Straße rechts vom Hotel zur Verfügung.

Am Weitalpjoch: Blick zur Scheinbergspitze
Am Weitalpjoch: Blick zur Scheinbergspitze

Zunächst müssen wir die Anfahrtstraße ein gutes Stück zurück laufen. Nach etwa 500 m links haltend in den augenscheinlichen Waldweg einfädeln. Wird der Anschluss verpasst, trifft man nach kurzer Zeit auf die Ammerwaldalpe. Der Weg vor der Wirtschaft, der scharf links in bewaldetes Terrain hinein zieht, würde wieder in den korrekten Kurs einpendeln. Kurz nachdem sich beide Linie zu einer Führe verbunden haben dirigiert der Fortschritt in den Roggentalgraben hinein. Wenig später auf die andere Seite des Entwässerungsstroms wechseln. Die Weiterführung gewinnt im hin und her stetig an Höhe. Zugleich wird mehrmals der Roggentalbach, respektive seine Zuflüsse passiert. Das zunehmend freie Gelände gewährt erste Blicke auf den langgezogenen Kamm der Hochplatte. Am Wegknoten der Roggentalgabel (1.466 m) besteht die Möglichkeit die Hochplatte zu umgehen. Das ist für all jene interessant, denen der Tanz über den Hochplatte-Westgrat zu luftig und zu schwer ist. Für die Umgehung muss man in den linken Ast einfädeln, folglich hoch zum Roggentalsattel aufschließen. Die Verlängerung über das sogenannte Fensterl nimmt dann direkt den Gipfel der Krähe aufs Korn.

Blick über den Ostgrat (Normalweg) zum Gipfel der Hochplatte
Blick über den Ostgrat (Normalweg) zum Gipfel der Hochplatte

Bergsteiger, die das volle Programm wollen, halten sich an der Roggentalgabel an die rechte Verzweigung. Steile Serpentinen halten in folge Einzug am aussichtsreichen Sattel namens Weitalpjoch (1.778 m). Der Kurs vollzieht einen Halbkreis. An seinem Scheitelpunkt besteht abermals die Möglichkeit, die Hochplatte über einen Steig gen Westen (erneut mit Ziel Roggentalsattel) auszulassen. Am Ende des Halbkreises stößt unsere Führe frontal mit dem Zugang von der Kenzenhütte zusammen. An diesem Punkt (ca. 1.810 m) muss linker Hand eingeschwenkt werden. Unser bisher gen Norden tendierender Aufstieg dreht auf Höhe des karstigen Areal namens Wilder Freithof gen Westen ein. Ein erster felsiger Aufschwung bringt nun endgültig unseren Kreislauf in Wallung. Die Schräge lässt uns schließlich den Ostgrat der Hochplatte unter unsere Füße bringen. Der harmlose Grat ist anfangs völlig übertrieben mit Draht gesichert. In Direktion seiner Kante zum schon von weitem erkennbaren Gipfelkreuz laufen. Die gut besuchte Gipfelmarkierung repräsentiert den Ostgipfel - und reine Bergwanderer geben sich mit diesem zufrieden. Der höhere, unmarkierte, zudem entvölkerte Hauptgipfel (2.082 m) findet sich einige Schritte weiter westlich. Doch der Anschluss dorthin ist deutlich anspruchsvoller als unsere bisherige Bahn. Jenseits des Ostgipfel wird der Grat schnell zur Rasierklinge - mit viel Luft zur linken und rechten Seite. Für uns als Westgrat-Aspiranten ein erster Vorgeschmack auf die folgenden Gegebenheiten.

Anschluss über den Westgrat der Hochplatte zur Krähe

T4 I B/C

Der Abstieg von der Hochplatte über den Westgrat ist weiterhin ordentlich gepfadet. Der Balanceakt über den First erweist sich aber als ganz andere Aufführung als die bisherige Schlenderei. Zunächst noch direkt auf dem schon deutlich engeren Scheitelpunkt verbleibend, erzwingen bald steile, zudem scharf geschnittene Felsaufbauten ein Ausweichen in die linke respektive rechte Flanke.

Die ausgesetzte Schlüsselstelle am Westgrat der Hochplatte
Die ausgesetzte Schlüsselstelle am Westgrat der Hochplatte

Schlüsselstelle ist dabei ein Quergang auf einem Band, das dem Begriff ausgesetzt mehr als gerecht wird. Der felsige Tresen hat dabei eher die Breite eines Fensterbretts - bietet den Fußsohlen also kaum den Raum um sie komplett aufzusetzen. Während sich die Füße Zentimeter um Zentimeter auf der Kante weiter schieben, hangeln sich die Hände synchron zu den Beinen an dem installierten Kabel langsam zur anderen Seite. Außerhalb der Haltemöglichkeiten bricht das Gefilde fast senkrecht in die Südwand der Hochplatte ab. Neben dieser adrenalinschwangeren Stelle finden sich am Westgrat auch einige kurze Passagen die frei geklettert werden müssen (max. I).

Die Westgrat-Fortsetzung zügelt sich indes bald wieder - das Areal wird einfacher zu begehen. Am Fensterl (1.918 m), einem kecken Felsdurchschlupf, ist der Spuk vorbei. An diesem Punkt mündet auch die Umgehung der Hochplatte via Roggentalsattel ein. Der Gipfel der Krähe ist von hier nur einen Katzensprung entfernt. Bricht die Krähe gen Norden mit einer fast lotrechten Wand ins Tal ab, nutzen wir für den Anschluss zu ihrem Gipfel ihre lieblichen Grashänge auf der Südseite. Die augenscheinliche Spur führt uns in knapp 15 Minuten hinauf zur Gipfelmarkierung (2.012 m).

Übergang von der Krähe zum Gabelschrofensattel

T3

Um unsere Wanderrunde schließen zu können, ist es nötig, zum Gabelschrofensattel abzusteigen. Die Wiederaufnahme der Route gen Westen ist aufs Neue ordentlich gespurt. Zunächst noch auf der grasigen Krähe-Südseite verbleibend, dreht wir bald rechts ein. Steil geht es im geröllhaltigen Fels abwärts. Kurz müssen wir auch mit den Händen hinlangen (I). Der folgende Quergang gewährt zur Linken Einblicke in die Krähenhöhle. Zudem ist der Einschnitt des Gabelschrofensattel (1.900 m) in wenigen Schritten eingenommen.

Über die Südrinnen (Normalweg) auf den Gabelschrofen

T6 II+

Für die ganz Abgebrühten ist die Besteigung des Gabelschrofen über den Normalweg das Sahnehäubchen dieser Tour. Der Extrem-Anstieg ist aber kein notwendiges Element um die Runde schließen zu können. Weniger Geübte lassen den Gipfel aus, steigen gleich vom Gabelschrofensattel Richtung Ausgangspunkt zurück.

In der knackigen Kletterpassage zum Gipfel des Gabelschrofen
In der knackigen Kletterpassage zum Gipfel des Gabelschrofen

Wendet man sich vom Sattel direkt dem Gipfel zu, kann man die beiden Rinnen über die der Anstieg erfolgt instruktiv studieren. Eine Seilsicherung ist nicht ratsam, da die Rinnen mit viel losem Geröll gefüllt sind. Der nicht zuverlässige Fels sorgt hier für eine unangenehme Geländeauflage. Auf Grund des brüchigen Gestein sollte man vor Belastung jeden Griff und jeden Tritt sorgfältig auf Stabilität prüfen. Und jetzt: Helm auf - und los geht's.

Über die nicht stark ausgeprägten Halte- und Trittmöglichkeiten arbeiten wir uns die untere Rinne langsam nach oben (II). Am oberen Ende des Felseinschnitt unter Nutzung eines Bandes nach links ausscheren. Nach wenigen Schritten wiederum auf einem Band scharf rechts ins Visier der zweiten Furche traversieren. Nach einem kurzen schrofigen Aufschwung stehen wir unterhalb der zweiten Rinne. Behutsam klettern wir darin empor. Kurz vor dem Ausstieg erwartet uns die Schlüsselstelle (II+). Mit rasendem Puls nebst reichlich Adrenalin nehmen wir den ausgestorbenen Gipfel des Gabelschrofen (1.989 m) ein. Die kreuzverzierte Krone ist so beengt, das kaum mehr als 2 bis 3 Personen Platz finden.

Der Abstieg zurück zum Gabelschrofensattel erfolgt unter höchster Vorsicht über die Linie des Aufstieg.

Tourenbeschreibung: Abstieg

Vom Gabelschrofensattel zurück zum Ausgangspunkt

T2

Nach dem hochspannenden Ausflug auf den Gabelschrofen-Gipfel erweist sich die Rückkehr zum Ausgangspunkt als unschwieriges Wellnessprogramm. Vom Gabelschrofensattel die unübersehbaren Serpentinen durch das geröllgeladene Areal abwärts. Unten stoßen wir auf den Prinzregentensteig, in dem linker Hand eingeschert wird. Eine flache Traverse hält Einzug in dem Sattel (1.615 m) zwischen Niederstraußberg und Hoher Straußberg. Links haltend einscheren, folglich talwärts über den Köllebach in die kahle Bucht des Ochsenängerle (1.509 m). Die Fortführung in südliches Gefilde nimmt mit der Jägerhütte (1.430 m) Kontakt auf. Im Südosten der Lichtung entspringt unsere finale Teilpartie - der idyllische Schützensteig. Seine Direktion entlässt uns nach ca. 1 Stunde am Hotel Ammerwald - wo wir unser abgestelltes Fahrzeug wieder finden.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Bergtour
Hochplatte-Krähe-Gabelschrofen
Von der Hochplatte zur Krähe und über die Südrinnen auf den Gabelschrofen
Gipfelkreuz der Krähe mit der Hochplatte im Hintergrund
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
4 / 5
Lange, erlebnisreiche Runde auf drei unterschiedliche Gipfel. Zur Hochplatte sehr viel Betrieb. In Fortsetzung immer ruhiger - bis zur völligen Einsamkeit am Gabelschrofen.
Info zum Bewertungsschema

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