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Geiselstein
(1.884 m)

Vom Wankerfleck über den Normalweg auf den Geiselstein

T5 II

Sehr schwere Bergtour

 ca. 900 Hm   ca. 7 Km  ca. 7 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Die beeindruckende Südansicht des Geiselstein
Die beeindruckende Südansicht des Geiselstein

Der Geiselstein stellt in den Ammergauer Alpen eine echte Ausnahme dar. Als einer der wenigen Ammergipfel bricht er nach allen Seiten mit senkrechten Wänden ins Tal ab. Kletterer haben eine wahre Freude an den vielen, teilweise sehr schweren Felsrouten. Als Wanderer schaut man hingegen ziemlich dumm aus der Wäsche. Es gibt nämlich keinen begehbaren Weg um seinen höchsten Punkt die Aufwartung zu machen.

Nur eine Schwachstelle auf der Nordwestseite des Bergs (der Normalweg) ermöglicht dem geübten Bergsteiger Zugang zu diesem exponierten Gipfel. Aber auch bei der Normalroute handelt es sich um das Programm einer sehr schweren Bergtour - und hat rein gar nichts mit einer Wanderung respektive einem Klettersteig zu tun. Sicherungen in Form von Drahtseilen, Krampen, etc. glänzen (bis auf eine Ausnahme) durch Abwesenheit. Wenn es jemanden hier hinauf zieht, dann ist das üblicherweise die Vorliebe für den blanken Fels. Anhaltende Kletterei (I, Stellen II) im ausgesetzten Gelände hält die Anzahl der ungesicherten Anwärterschaft auf ein Minimum reduziert. Als Freeclimber kommt man sich neben den zahlreich vertretenen Seilschaften schon fast wie ein Außerirdischer vor.

Wer weniger adrenalinfreudig ist, wird indessen auch nur mit der Umrundung des Geiselstein seine Erfüllung finden. Die Wanderung vom Wankerfleck über den Geiselsteinsattel, sowie der Abstieg über den Kenzensattel zur Kenzenhütte führt durch eine imposante Gebirgslandschaft. Man könnte fast meinen in den Dolomiten unterwegs zu sein. Ohne Gipfel steht der Genuss im Vordergrund, übersteigen bei den Schwierigkeiten auch nicht das Niveau einer normalen Berg-Wanderung.

Die Bergtour über den Normalweg auf den Geiselstein entspricht der Tourenkategorie Leichte Klettertouren.

 Bilder  Karte
Panorama vom Gipfel des Geiselstein
Panorama vom Gipfel des Geiselstein

Anforderungen/Schwierigkeiten

Vom Wankerfleck zum Geiselsteinsattel gut begehbarer Bergsteig. Im Gipfelaufbau anhaltende Kletterei im I. Grad (Stellen II) in abgegriffenen Schrofen. Im Fels nicht markiert, aber die einfachste Linie ist durch die jahrelange Begehung respektive das blankpolierte Gestein gut zu erkennen. Abstieg im Rahmen einer harmlosen, genussreichen Wanderung zur Kenzenhütte. Für den Gipfel ist elementares Kletterkönnen und ausgeprägte Trittsicherheit ein Muss. Mit Nutzung des Zubringerdienstes bleiben die konditionellen Anforderungen in moderatem Rahmen.

Ausgangspunkt

DE-87642 Halblech
Kenzenparkplatz gegenüber von Adresse Am Mühlbach 45.
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.625360
Längengrad: 10.821540

Hütten/Einkehr

Kenzenhütte

Orientierung

Der Aufstieg zum Geiselsteinsattel und der Abstieg zur Kenzenhütte ist beschildert. Die Felsroute am Gipfelaufbau ist nicht markiert, jedoch durch den abgespeckten Fels gut nachvollziehbar.

Ausrüstung

Bergausrüstung

Höhenprofil
Bergtour Geiselstein über Normalweg Elevation profile for Bergtour Geiselstein über Normalweg 0 1 km 2 km 3 km 4 km 5 km 6 km 7,0 km 1.600 m 1.400 m 1.200 m Wankerfleck 1.150 m Geiselsteinsattel 1.770 m Geiselstein 1.889 m Geiselsteinsattel 1.770 m Kenzensattel 1.650 m Kenzenhütte 1.300 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Vom Wankerfleck zum Geiselsteinsattel

T2

Vom Wander-Parkplatz in Halblech nutzen wir den motorisierten Zubringerdienst durch das Halblechtal zum Kenzengebiet. In den Kenzenbus (Fahrzeiten beachten) steigen und bis zur Haltestelle Wankerfleck (1.150 m) fahren. Wir steigen an der Haltestation aus, orientieren uns an der prachtvollen Kapelle.

Geiselstein (links) und Schönleitenschrofen (rechts) - gesehen vom Wankerfleck
Geiselstein (links) und Schönleitenschrofen (rechts) - gesehen vom Wankerfleck

Hinter dem imposanten Kirchlein setzt sich unser Tagesziel eindrucksvoll in Szene: Der Blick auf unser Ziel lässt einem sprichwörtlich den Atem stocken: Eine gewaltige, steil aufragende, formschöne Felspyramide. Im Wettkampf um den schönsten Berg der Alpen kann es der Geiselstein durchaus mit dem berühmten Schweizer Matterhorn aufnehmen.

Für den Gipfelsturm an der Kapelle vorbei wandern, weglos über die großflächige Wiese des Wankerfleck auf unser Tagesziel zusteuern. Am gegenüberliegenden Ende der grünen Lichtung den Gumpenbach an geeigneter Stelle überqueren. Hier findet sich der planierte Zubringer zum Prinzregentensteig, der linksschwenkend in südwestliche Richtung nachgelaufen wird. Nutzt der präparierte Weg zunächst noch die Grenze zum nahen Forst, driftet er bald rechts drehend in den Nadelholzbestand ab, verjüngt sich zudem zu einem klassischen Bergsteig.

Der Pfad schraubt sich unterhalb der Geiselstein-Nordflanke anhaltend über steile Serpentinen bergwärts. Nach gut 1 Stunde Aufstieg verlangt die Route einen Kurswechsel. Auf ca. 1.530 m Höhe verzweigt sich das Weglein. Dies darf nicht übersehen werden (Beschilderung vorhanden)! Das Geradeaus würde zum Einlass in den Prinzregentensteig führen. Für den Geiselsteinsattel drehen wir indes scharf links ein - navigieren nach der augenscheinlichen Fährte. Kurztaktiges Zick Zack öffnet schließlich eine Scharte zwischen unserem Ziel und der Gumpenkarspitze - den Geiselsteinsattel (1.770 m).

Vom Sattel über den Normalweg auf den Geiselstein und zurück

T5 II

Ein ausgebleichtes Schild mit dem Hinweis auf den Normalweg zeigt uns den Anschluss in Richtung Gipfel. Der Felsaufbau wird auf seiner Westflanke mit nördlichem Kurs über teils luftige Bändern traversiert. Das Gelände ist in dieser Passage nicht nur deutlich anspruchsvoller als auf unser bisheriger Aufstiegslinie, sondern auch nur noch inhomogen markiert.

Kletterei am Normalweg des Geiselstein
Kletterei am Normalweg des Geiselstein

Der Quergang entpuppt sich als Zubringer zu einer Art Balkon. Ein Blick aus der Terrasse zum Fels offeriert die auffallende Felsrippe, über die sich der Normalweg empor zum Gipfel windet. Am Bergsockel links neben der Rippe ist eine Gedenktafel zu sehen - die wir nun direkt ansteuern. Zur Rechten der Gedenkstätte befindet sich schlussendlich der Einstieg in die Felsroute respektive den Normalweg. Über den ausgeprägten Geländewulst steil himmelwärts (anhaltend I). Markierungen sind ab hier nicht mehr zu finden. Das durch die vielen Begehungen ist das Kristallin stark abgenutzt. Dies erleichtert uns die Suche nach der einfachsten Linie durch den Fels.

Es folgt eine erste Schlüsselstelle: Ein herzhafter Aufschwung, der durch zwei Eisenstifte etwas entschärft wurde (II). Im Anschluss hoch auf einen kleinen exponierten Vorsprung auf den man wieder aufrecht stehen kann. Einem Schwenk rechter Hand folgt sogleich die zweite Schlüsselstelle: Eine glatte, dabei ziemlich schräge Platte, die mit viel Reibung zudem mit etwas Fingerfertigkeit gemeistert werden muss (II). Ist das Hindernis überwunden, hat der Gipfelaspirant das Schlimmste hinter sich - das Ende der Kletterei ist erreicht! Pfadspuren leiten uns im Gehgelände in westliche Richtung - wo in wenigen Schritten der kreuzgeschmückten Geiselstein-Gipfel (1.884 m) eingenommen wird.

Vom Gipfel mit viel Umsicht die Aufstiegslinie wieder abklettern und über die bekannte Quergang zurück zum Geiselsteinsattel.

Tourenbeschreibung: Abstieg

Vom Geiselsteinsattel über den Kenzensattel zur Kenzenhütte

T2

Vom Sattel nach Süden in den Kessel der Kalten Lahne absteigen. Hier verbindet sich unsere Linie mit dem Abstieg von der Hochplatte respektive der Krähe (1.600 m). Links haltend in östliche Tendenz einfädeln. Nach einigem Auf und Ab erfolgt der Gegenanstieg hinauf zum Kenzensattel (1.650 m). Am Sattel zweigt in Richtung Norden ein unscheinbares Steiglein ab. Dieses ist der Zugang zum Kenzenkopf (1.745 m), ein Gipfel der sich optional in unsere Runde mit einbauen lässt. Der Besuch des Kenzenkopf würde (im hin und zurück) ca. 30 Minuten zusätzlich in Anspruch nehmen.

Vom Kenzensattel mit östlichem Kurs bergab wandern. Zunächst unangenehm über ein ausgedehntes Geröllfeld, folglich durch lichten Wald bis zum Kenzenbach. Hinter dem Wasserstrom dreht der Abstieg gen Norden ein, mündet in einen ausgebauten Forstweg. Linker Hand anschließen, jenseits einer Schleife zu einer kleinen Lichtung. Die Wiesenterrasse hält die populäre Kenzenhütte (1.300 m) bereit - repräsentiert gleichzeitig das Ende unserer alpinen Bergtour. Ab dem Schutzhaus nutzen wir wieder den Fahrdienst, pendeln zurück zum Wander-Parkplatz in Halblech.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Bergtour
Geiselstein
Vom Wankerfleck über den Normalweg auf den Geiselstein
Die beeindruckende Südansicht des Geiselstein vom Kenzensattel
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
3.8 / 5
Leichte Klettertour in ursprünglicher Natur mit hohem Erlebniswert. Durch die niedrige Gipfelhöhe in der Rundumsicht etwas eingeschränkt.
Info zum Bewertungsschema

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