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Hochgern
(1.748 m)

Wanderung über das Hochgernhaus zum Hochgern

T2

Anspruchsvolle Berg-Wanderung

 1.180 Hm   15,6 Km  ca. 7 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Gipfel des Hochgern vor dem Wilden Kaiser
Gipfel des Hochgern vor dem Wilden Kaiser

Warum sollte der Bergfreund die Wanderung auf den Hochgern auf sich nehmen? Was sind die Vorzüge dieser Tour? Manchmal erweist sich das Texten einer Tourenbeschreibung als schwieriges Unterfangen. Die Eroberung des Hochgern mit dem Ausgangspunkt Marquartstein ist dafür ein klassisches Beispiel.

Der Wanderer flaniert auf der vorgestellten Route ⅔ der Strecke auf einer breiten, planierten Bahn gen Himmel. Das Unterhaltungsprogramm bleibt derweilen, Dank Durchschreitens weitläufigen Forstgepräges, im höhepunktarmen Standardmodus. Erst mit Annäherung an das Hochgernhaus, nachdem schon über 800 Höhenmeter überwunden sind, zeigen sich so langsam die optischen Reize am Horizont. Die Berghütte ist auch der Schnittpunkt des Wegebau. Oberhalb wandelt sich die eintönige Luxus-Wander-Trasse endlich zu einem echten Bergpfad über Stock und Stein. Die Contra-Argumente sprechen eher dafür die Wanderung von der persönlichen Bucket List zu streichen.

Und was sind nun die Pro-Argumente? Nun, der Hochgern liegt fast im Zentrum der Ost-West-Achse der Chiemgauer Alpen. Dieser Standort öffnet gen Süden (zwischen dem Wilden Kaiser und den Loferer Steinbergen) ein ungemein detailreiches Aussichtsfenster. Eine fast perfekte Perspektive auf das vergletscherte Zackenmeer des Alpenhauptkamms. Der Blick vom Gipfel in den Norden steht dazu im krassen Kontrast. Das Voralpenland zeigt sich flach wie eine Flunder - breitet sich schier endlos bis zum Horizont aus. Der nördliche Ausguck präsentiert sich also völlig anders - aber genauso ausführlich, obendrein nicht weniger schön als das südliche Bergpanorama. Zumal das Voralpenland mit dem Bayerischen Meer, den Chiemsee, einen zusätzlichen Eyecatcher in petto hat.

Das Panorama vom Gipfel ist also DAS Argument für einen Besuch der Chiemgauer Aussichtskanzel. Und in der Tat spricht man in der Wanderszene von einer legendären Aussicht, sobald der Hochgern zum Gesprächsthema wird. Letzten Endes liegt es an den persönlichen Vorlieben, ob die Bergwanderung zu einem gelungenen Tag wird - oder eben nicht. In Summe steht der komplette Ausflug im Zeichen des Genusses - angefangen von den Wanderwegen, bis hin zur Versorgung mit leiblichen Genüssen am Wegesrand (3 Hütten). Hingegen sind spannende, drahtseilgesicherte Wegpassagen nicht zu finden. Die Gruppe der Genusswanderer wird am Hochgern definitiv auf ihre Kosten kommen. Bergsteiger, mit Vorlieben für Fels- und Kletterpassagen, eher weniger. Die Aussicht vom Gipfel kann aber bei allen punkten!

 Bilder  Karte  GPS-Track
Panorama vom Hochgernhaus mit dem Kaisergebirge
Panorama vom Hochgernhaus mit dem Kaisergebirge

Anforderungen/Schwierigkeiten

Der Aufstieg von Marquartstein bis zum Hochgernhaus ist technisch gesehen eher ein Spaziergang. Auf weiter Strecke dominieren breite, planierte Luxuswege, welche sehr einfach zu begehen sind. Erst oberhalb des Hochgernhaus kommt der Bergwanderer in den Genuss einer schmalen Spur durch ursprüngliches Berggelände. Für den finalen Gipfelsturm sind deshalb knöchelhohe Wanderschuhe zu empfehlen. Entgegen der einfachen Technik haben die Wegstrecke obendrein der Höhenunterschied ein nicht zu unterschätzendes Volumen. Fast 1.200 Höhenmeter sowie mehr als 15 Kilometer Streckendistanz fordern dem Wanderer einiges an Kondition ab.

Ausgangspunkt

DE-83250 Marquartstein
Parkplatz am Ende der Burgstraße
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.75490
Längengrad: 12.47272

Hütten/Einkehr

Agergschwendalm
Moaralm
Enzian-Hütte
Hochgernhaus

Orientierung

Das Areal um den Hochgern wird von reichlich Wanderwegen durchpflügt. Es gibt nicht wenige Möglichkeiten falsch abzubiegen. Um einen Verhauer zu vermeiden, sollte während des Gipfelsturms aufmerksam die Wegweiser studiert werden.

Höhenprofil
P Wanderung Hochgern über Hochgernhaus Elevation profile for Wanderung Hochgern über Hochgernhaus 0 2 km 4 km 6 km 8 km 10 km 12 km 14 km 15,6 km 1.600 m 1.400 m 1.200 m 1.000 m 800 m Marquartstein 630 m Agergschwendalm 1.045 m Enzianhütte 1.420 m Hochgernhaus 1.461 m Hochgern 1.748 m Hochgernhaus 1.461 m Enzianhütte 1.420 m Agergschwendalm 1.045 m Marquartstein 630 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Wanderung von Marquartstein zum Hochgernhaus

T1

Ausgangspunkt für die vorgestellte Wanderung zum Hochgern ist der Wanderparkplatz am Ende der Burgstraße in Marquartstein (630 m). Der Parkraum besitzt zwei langgezogene Äste. Zusammen haben diese die Form eines rechten Winkels. Am Scheitelpunkt des Winkels findet sich der Einlass in die Wanderroute.

Kaiserlicher Ausblick am Hochgernhaus
Kaiserlicher Ausblick am Hochgernhaus

Nach wenigen Metern quer über eine Nebenfläche des Parkplatzes hinweg - tiefer in den Forst hinein. Jenseits hält von links kommend eine zusätzliche Zubringer Einzug in unsere Route. Obendrein entzweigt sich ein paar Schritte später linkerseits ein Pfad. Beides wird keine Aufmerksamkeit geschenkt. Die Leitlinie eines kreuzenden Wirtschaftsweg erweist sich als nächste Teilpartie. Um etwas Wegstrecke einzusparen, kann auf der gegenüberliegenden Seite der Forststraße eine Abkürzung aufgenommen werden. Diese umgeht eine ausholende Schleife des breiten Sträßchen. 80 Höhenmeter weiter oben verbindet sich die Direttissima aber endgültig mit der komfortablen Trasse - rechter Hand einfädeln.

Im Weiteren tangiert unsere Führe mit der Brachfläche der Neugrabenalm. Indessen wird am Kontaktpunkt mit der kahlen Bucht selbiger ausgewichen. Dabei wird eine Abzweigung nach rechts, mit der die Neugrabenalm Richtung Tal umgangen werden kann, ausgelassen. Die nächste Teilstrecke bedarf etwas Konzentration. Mehrmals entspringen aus unserer gewählten Bahn beidseitig Anschlüsse. Die korrekte Kurskorrektur ist aber erst auf 930 m Höhe zu finden. Einer engen Schleife, welche nach links, bergan ansetzt, nachlaufen - NICHT geradeaus weiter! Wenige Meter höher dreht die Piste rechts ein. Eine handvoll Schritte später offeriert sich dem Insider der Besuch eines versteckten Aussichtspunktes. Linksseitig durch den Baumbestand arbeiten. Als Belohnung wartet ein detailreicher Blick ins Tal der Tiroler Achen. Unterwössen und das Massiv des Geigelstein bilden die landschaftlichen Eyecatcher.

Blick vom Hochgern auf den Chiemsee
Blick vom Hochgern auf den Chiemsee

Die Wiederaufnahme des Gipfelsturms bringt eine weitere Schleife hinter sich, öffnet die Tür in die großflächige Lichtung der Agergschwendalm (1.045 m). Inmitten des freien Terrain hat die gleichnamige Jausenstation ihren Standort. Für eine Einkehr ist das weitere Wanderprogramm aber noch zu umfangreich. Eine Einkehr sollte erst beim Abstieg eingeplant werden. Aus diesem Grund überholen wir die Berggaststätte, tauchen jenseits wieder in den Forst ab. Ein Wegknoten unterhalb des Rosskopf wird keine großes Interesse geschenkt. Unserer Bahn weiterhin treu bleiben, den Rosskopf gen Osten umgehen. Der nächste Abschnitt erweist sich als etwas langwierig, zudem wenig abwechslungsreich. Mittels mehrere Serpentinen weiter bergan wandern. Hin und wieder bietet am Wegesrand eine Sitzbank ihre Dienste an. Die Route zieht an einer Bergwachthütte vorbei. Bald darauf öffnet sich das zu erwandernde Areal - die großartige Aussichtsparade beginnt! Kehrenreich das panoramafreudige Gelände weiter bergwärts. Mit jedem weiteren Schritt lohnt sich immer mehr ein Blick gen Süden. Der Wilde Kaiser, die Loferer Steinberge sowie die zackenreiche Alpinkulisse dazwischen erwachsen in immer spektakuläreren Dimensionen in den Himmel. Der Wanderer geht mit Moaralm (1.410 m) ferner Enzianhütte (1.420 m) auf Tuchfühlung, welche in Konkurrenz um die Aufmerksamkeit der Besucher buhlen. Zwei Kehren oberhalb mischt sich auch noch das Hochgernhaus (1.461 m) in den Kampf um die Wanderer mit ein.

Vom Hochgernhaus auf den Hochgern

T2

Die Fernsicht vom Hochgernhaus ist schon ein echter Knaller. Doch noch besser ist das Panorama vom Gipfel des Hochgern selbst. Dafür fädeln wir unmittelbar vor der Terrasse des Hochgernhaus in die schmale Linie gen Nordosten ein. Diese Gipfelspur erweist sich dabei als klassischer Bergpfad über Stock und Stein, steht im groben Kontrast zur bisher absolvierten Strecke auf planiertem Fundament. Obendrein fällt die zu überwindende Geländeneigung deutlich schräger aus.

Die kleine Kapelle am Hochgern-Gipfel
Die kleine Kapelle am Hochgern-Gipfel

Der Gipfelsturm gewinnt ein flaches Plateau zwischen Zwölferspitz und Hochgern-Gipfel. An diesem Punkt beginnen die famose Impressionen in das Voralpenland. Highlight ist natürlich die Sicht auf den Chiemsee - welcher aus dieser Perspektive komplett überblickt werden kann. Unsere Führe umgeht folglich einen Geländekessel auf dessen oberer Kante. Durch die Mulde zieht ein alternativer Zugang von der Staudacheralm kommend zum höchsten Punkt. Die Umgehung der Geländevertiefung nimmt Kontakt mit einer Felswand auf. An deren Fuß durch ein kleines Geröllfeld am Gestein vorbeiziehen. Die augenscheinliche Spur navigiert den Westgrat hinauf zu einem Wegweiser. Eine Variante von der Bischofsfellnalm stößt mit unserem Kurs zusammen. Auf einer gemeinsamen (jetzt wieder flacheren) Bahn unschwierig in wenigen Schritten hinauf zur Dachterrasse des Hochgern (1.748 m). Jenseits der Kreuzmarkierung, auf einem Nebenzapfen, findet der Gipfelstürmer zusätzlich die kleine Hochgern-Kapelle.

Tourenbeschreibung: Abstieg

Mit gut 1.200 Höhenmeter plus reichlich 15 Kilometer Wegstrecke hat die Wanderung zum Hochgern schon ein beachtliches Pensum. Die Eroberung des Gipfel zu einer Rundwanderung auszubauen ist im Prinzip möglich (Abstieg via Staudacheralm, von dort zurück zur Agergschwendtalm). Doch diese Variante würde die Tour noch weiter in die Länge ziehen. Meine Empfehlung lautet daher über den Aufstiegsweg wieder abzusteigen. Der Ausflug gestaltet sich so weitaus entspannter. Außerdem hat der Rückkehrer am Hochgernhaus, Enzian-Hütte oder Moaralm eher die Möglichkeit für eine Einkehr.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Wanderung
Hochgern
Wanderung über das Hochgernhaus zum Hochgern
Gipfel des Hochgern vor dem Wilden Kaiser
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
2.8 / 5
Ausgesprochen beliebte Exkursion auf einen imposanten Aussichtsberg
Info zum Bewertungsschema

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