Wanderung über Rauher Kulm und Klausenstein zum Hirschenstein
T2+Anspruchsvolle Bergwanderung
Inhaltsverzeichnis
Der Hirschenstein ist DIE Aussichtskanzel im Vorderen Bayerischen Wald. Sein kontrastreiches Gipfel-Panorama ist weithin bekannt. Dabei konkurriert die weitläufige Donau-Ebene mit den mächtigen Wellen des Bayerischen Waldes. Zur Optimierung der Aussichtsperspektive wurde sein Dach mit einem steinernen Aussichtsturm veredelt. Die Anziehungskraft des Hirschensteins ist dementsprechend groß, folglich von reichlich Zuspruch geprägt. Zumindest im Anstieg kann der Wanderfreund dem großen Besuchermassen aber aus den Weg gehen - wenn er denn die Hintertür hinauf zum Gipfel kennt.
Üblicherweise wird der Hirschenstein aus dem Gebiet von Sankt Englmar, oft auch von Grandsberg aus erwandert. Nachfolgend stelle ich eine lohnende Variante vor, in deren Verlauf zwei weiteren Aussichtspunkten die Ehre gegeben wird. Der Rauhe Kulm, obendrein der Klausenstein, veredeln das hier beschriebene Programm. Bei letztgenanntem Gipfel handelt es sich um ein fast vergessenes Ziel. Nur noch wenige Insider wissen um sein Bestehen. Sein Name wird auf keinem Wegweiser genannt und auch auf andere Orientierungspunkte braucht man während des Gipfelgangs nicht zu spekulieren. Um den Klausenstein die Aufwartung zu machen, muss man sich vielmehr weglose durch den Wald schlagen. Dieser kurze Abstecher ist die abenteuerliche Würze der vorgestellten Wanderung - jedoch kein notwendiger Baustein um die Rundtour schließen zu können. Wem die Erkundung des Klausensteins zu wild ist, lässt ihn einfach links liegen, steuert nach dem Rauhen Kulm direkt den Hirschenstein an.
Der Aufstieg zum Klausensteins entspricht der Tourenkategorie Wilde Wege
.
Anforderungen/Schwierigkeiten
Die Wanderung zum Rauhen Kulm und zum Hirschenstein entspricht technisch einer typischen Bayerwald-Tour. Über Forststraßen, wurzelige und steinige Pfade werden die Gipfel unschwierig erklommen. Die Geländeneigung hält sich dabei angenehm zurück. Nur der finale Aufstieg zum Hirschenstein fällt etwas steiler aus. Ganz anders gibt sich der kurze Abstecher zum Klausenstein. Dessen Besucher müssen sich weglos durch den Wald arbeiten, zuletzt auch etwas im Fels kraxeln. Lässt man den Klausenstein aus, ist die Tour aber auch für den Normal-Wanderer der reinste Genuss. Der Höhenunterschied und die Wegstrecke sind ferner für weniger sportliche Gesellen noch gut machbar.
Ausgangspunkt
DE-94250 Achslach Ortsteil Kalteck
Wanderparkplatz unterhalb des Berghotels Kalteck
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 48.94007
Längengrad: 12.92011
Hütten/Einkehr
Keine
Orientierung
Der Besuch des Klausensteins ist so gut wie weglos, nicht beschildert und nicht markiert. Für diesen sehr kurzen Abschnitt braucht es einen besonders ausgeprägten Riecher nach der richtigen Linie. Der große Rest der Wanderung wird an den entscheidenden Stellen auf Wegweisern angezeigt.
Ausrüstung
Von Kalteck zum Rauhen Kulm
T2In Kalteck (660 m), am Parkplatz unterhalb des gleichnamigen Berghotels, nimmt unsere Wanderung Fahrt auf. In westliche Richtung am Hotel vorbei, bis zum Beginn des Waldes laufen. An einer Gabelung nach dem rechten Ast, im Weiteren in der Linie der Baumgrenze navigieren. Kurz bevor auf die Trasse des Skilifts getroffen wird, findet sich das Gebäude einer Wasserreserve. Unmittelbar davor entspringt linkerseits ein typischer Waldsteig - unser Anschluss in Richtung Rauher Kulm.
An der folgenden Verzweigung links halten. In einem ausholenden Rechtsbogen wird ein erster Hang erwandert. Lässt man die Stütze eins Skilifts hinter sich, stößt man bald auf eine große Wegkreuzung. Die querende Forststraße wird dabei kurz nach links verfolgt, dann sofort rechtsseitig in den beschilderten Steig eingefädelt. Die Route zieht in einer langen Geraden tiefer in den Wald, dreht anschließend in einer scharfen Rechtskurve ab und mündet in einen querenden Karrenweg. Hier findet sich ein Wegweiser, der jedoch ungünstig zur Laufrichtung angebracht und für unser Vorhaben nicht ganz schlüssig beschriftet ist. Hält man sich links (gen Nordwesten) bergan, hat man die richtige Wahl getroffen.
Die Linie vollzieht sogleich einen Linksbogen, geht mit einem Wegknoten auf Tuchfühlung. Mit etwas Aufmerksamkeit findet sich hier ein Wegweiser, dessen Pfeil die (nur noch kurze) Distanz zum Rauhen Kulm anzeigt. Dabei wird der Hauptwanderweg über wenig ausgeprägte Begehungsspuren gen Südosten verlassen. Immerhin hat der Wegewart in diesem Abschnitt für eine lückenlose Farbmarkierung gesorgt. Das Kolorit ist in kurzen Abständen im dichten Baumbestand gut zu erkennen. Nach wenigen Minuten geht unsere Führe mit felsigem Untergrund auf Tuchfühlung. In einem kurzen Aufschwung gwinnen wir schließlich den Aussichtspunkt des Rauhen Kulm (1.050 m). Unseren ersten Gipfel ziert kein Gipfelkreuz, ferner ist das Areal von dichtem Bewuchs umgeben. Nur gen Westen öffnet der Rauhe Kulm weite Blick in die Landschaft um Donau und Gäuboden.
Vom Rauhen Kulm zum Klausenstein
T2+Für den Besuch des Klausensteins vom Rauhen Kulm zurück zum Wegeknoten wandern. Unsere Fortsetzung schert wieder in den Hauptwanderweg gen Nordwesten ein. 100 Meter später passiert die Route einen einfachen Unterstand. Für die abenteuerwilligen Wanderer, die den weglosen Aufstieg zum Klausenstein nicht scheuen, heißt es nun Achtung geben. Wenig hinter dem Unterstand erheben sich links des Wanderweges einige Felsen - einziger Orientierungspunkt für den Besuch unseres zweiten Gipfels.
Nach eigenem Ermessen weglos dem Gestein nähern. Nun muss man mit etwas Spürsinn den richtigen Durchschlupf finden. Als Hilfe dient dabei ein alter, verblasst-roter Markierungspunkt, der vor Urzeiten auf das Kristallin gepinselt wurde. Hat man ihn gefunden, zeichnen sich am Boden einige Begehungsspuren ab. Diese lotsten uns um, respektive zwischen die Felsen hindurch - zum finalen Aufschwung. Mit zwei Kletterzügen gelangen wir so zur tollen Panoramaaussicht am Klausenstein (1.048 m).
Gegenüber dem Rauhen Kulm trägt der vergessene Gipfel des Klausenstein sogar ein Gipfelkreuz - wenn auch nur Marke Eigenbau. Darüber hinaus bietet der Platz deutlich mehr Fläche als sein Nachbar. Und sogar das Panorama ist viel zeigefreudiger - war deutlich näher an meiner Erwartungshaltung. In Summe ist der Klausenstein gegenüber dem Rauhen Kulm das eindeutig lohnendere Ziel. Deshalb kann ich kaum nachvollziehen, warum der Klausenstein als Ziel fast in Vergessenheit geraten ist und kaum mehr Besuch bekommt.
Für die Wiederaufnahme unserer Wanderung überschreiten wir den Klausenstein, steigen den Aussichtsfelsen gen Norden ab. Auch hier finden sich einige Begehungsspuren die das Finden der Abstiegslinie erleichtern. Eine steile Felspassage entlässt uns wieder in den Wald, den wir folglich schnurgerade und weglose unter die Füße bringen. Dreht man nach ca. 150 Meter scharf rechts ab, gelangt man unschwierig wieder auf den Hauptwanderweg.
Vom Klausenstein zum Hirschenstein
T2Um den Hirschenstein die Aufwartung machen zu können, weiter die Wanderführe gen Nordwesten verfolgen. Dabei wird auch der idyllische Mühlgraben passiert. Im Rückweg werden wir seiner Direktion für ein kurzes Stück verfolgen. Einer ersten Wegkreuzung (die geradeaus überquert wird) folgt bald eine zweite.
An dieser nimmt der finale Aufstieg zum Hirschenstein seinen Ursprung - angezeigt durch einen großzügigen Richtungspfeil. Unter deutlicher Zunahme der Geländeneigung den steinigen Pfad bergan arbeiten. In dessen Verlauf dreht die Route mittels Linksbogen ab, geht nach wenigen Metern mit dem großflächigen Gipfelplateau des Hirschenstein (1.095 m)auf Tuchfühlung.
Am Gipfel des Hirschenstein gibt es viel zu entdecken. Zahlreiche Felsblöcke, manche große wie ein mehrstöckiges Gebäude, verzieren das Areal. An manchen findet sich eine Gedenktafel, an anderen ein Erinnerungskreuz. Schautafeln informieren über das Gebiet um den Hirschenstein und eine massive Unterstandshütte versprüht den Charakter eines bewarteten Berghauses. Highlight ist aber natürlich der steinerne Aussichtsturm. Sein First optimiert den Blick in die Ferne zu einem ausschweifenden Panorama.
Vom Hirschenstein zurück nach Kalteck
T2Für den Weg zurück nach Kalteck halten wir uns zunächst wieder an den steilen, felsigen Steig des Abstiegs. An der Wegkreuzung jedoch linker Hand eindrehen, dem Verlauf des geschotterten Wirtschaftsweges nachlaufen. Nach 150 Metern rechtsseitig in den anschließenden Steig einfädeln. Dieser ist von der Schotterstraße aus nicht leicht zu erkennen - darf aber nicht verpasst werden! Kerzengerade zieht die Linie nach unten, stößt später auf einen Forstweg. Dieser dient uns jedoch nur zur Orientierung. Nutzen werden wir jedoch den Mühlgrabenweg, der wenig Meter vor der Forststraße rechts einen schmalen Wasserlauf folgt. Der Mühlgrabenweg ist ein echtes Highlight, traumhaft schön angelegt. Üppiges Grün kennzeichnet seinen Charakter, zudem sorgt das parallel fließende Wasser für urtümliche Atmosphäre.
Der Fortgang des Mühlgrabens überquert den zuvor tangierten Wirtschaftsweg. Jenseitig navigiert der Wasserlauf in Tendenz unserer Aufstiegsstrecke. Kurz bevor er mit dieser zusammentrifft, quert eine weitere Forststraße. Diese ist linksseitig mit einer blauen 7 angeschlagen - für uns das Zeichen das hier eingefädelt werden muss. Von der Leitlinie zweigen beidseitig immer wieder kleiner Steige ab - die alle ignoriert werden. Letztendlich verbindet sich die Route mit einer von links einziehenden Waldtrasse. Ohne eine weitere Richtungsänderung vorzunehmen ist bald die Ortsgrenze von Kalteck gewonnen. An der Skipiste und dem Gebäude der Wasserreserve schließt sich unsere Rund-Wanderung.
Autor (Bilder und Texte): Andreas
Bewertung
Reviewer: Andreas