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Herzogstand
(1.731 m)
Heimgarten
(1.790 m)

Gratwanderung vom Herzogstand zum Heimgarten

T3

Bergtour

 ca. 500 Hm  ca. 1.300 Hm   ca. 10,1 Km  ca. 7 ½ Stunden
Inhaltsverzeichnis
Blick vom Herzogstand auf den Verbindungsgrat zum Heimgarten
Blick vom Herzogstand auf den Verbindungsgrat zum Heimgarten

Die Wanderung vom Herzogstand zum Heimgarten fällt in eine ganz besondere Kategorie. Das alpine Genre der Gratbegehungen - welches sich bei Bergfreunden besonders großer Beliebtheit erfreut. Biancograt und Hörnligrat klingen wie Musik in den Ohren erfahrener Alpinisten. Für entsprechende Rasierklingen muss man aber nicht gleich in die Ferne schweifen. Schaut man direkt vor die Haustür, in die Bayerischen Alpen, findet sich zum Beispiel der Watzmanngrat oder der berüchtigte Jubiläumsgrat. Die Begehung der bisher genannten ist indes schwere Kost, bleibt den erfahrenen Alpin-Cracks vorbehalten.

Aber auch der klassische Bergwanderer braucht auf Touren der Gattung Grate nicht zu verzichten. Am Walchensee findet sich eben zwischen Herzogstand und Heimgarten eine Achse gutmütigen Charakters. Eine Linie auf der nicht bei jedem Schritt um Leib und Leben gebangt werden muss, sonst aber alle Vorzüge eines echten Grates hat: Zwei prominente Gipfel - einer im Bug und einer im Heck der Schneide. Dazwischen ausschweifende Perspektiven in die umrahmende Landschaft.

Die schwierigsten Stellen sind während des Abstiegs vom Herzogstand sowie auf den ersten Gratmetern zu nehmen. Das sind indes kurze Passagen, die nicht das Schwierigkeitsniveau einer durchschnittlichen Bergtour übersteigen. Für geländegängie Bergwanderer also beherrschbares Terrain - auch Dank der installierten Hilfsmittel. Nach spannendem Auftakt verharmlost sich der Weg zügig. Der konzentrierte Blick zum Boden schwenkt zunehmend nach links und rechts - zur lieblichen Seen-Umrahmung und hinüber auf eine gewaltige Karwendel-Wetterstein-Skyline.

Die Wanderung vom Herzogstand zum Heimgarten (man kann fast von einer Überschreitung sprechen) gehört mit mehr als 1.300 Höhenmeter nicht gerade zu den konditionellen Leichtgewichten. Wenn die Herzogstandbahn zu Hilfe genommen wird, lassen sich im Aufstieg gut 800 Höhenmeter (respektive 2 ½ Stunden) einsparen. Das kommt den weniger sportlichen Gesellen sehr entgegen - was demzufolge reichlich genutzt wird. Da wundert es nicht, das diese wunderschöne Höhenwanderung zu den Top 10 der meistfrequentierten Touren der Bayerischen Voralpen gehört.

 Bilder  Karte  GPS-Track
Herzogstand, Martinskopf, und Heimgarten (von rechts nach links) - im Vordergrund das Berggasthaus Herzogstand
Herzogstand, Martinskopf, und Heimgarten (von rechts nach links) - im Vordergrund das Berggasthaus Herzogstand

Anforderungen/Schwierigkeiten

Vom Walchensee, beziehungsweise der Talstation der Herzogstandbahn, auf einfachen Bergpfaden zum Herzogstand. Beim Aufstieg im Einzug des Wassergraben einige Drahtseilsicherungen - für Geübte indes unproblematisch. Verkürzung durch Benutzung der Seilbahn möglich. Abstieg vom Herzogstand sowie die ersten Meter auf dem Grat abschüssiges, ausgesetztes Areal. Einige Kabel helfen bei Überwindung der schwierigsten Passagen. Im Fortschritt rasch einfaches Gehgelände - dann anhaltend bis zum Ende der Wanderung. Ohne Unterstützung der Seilbahn konditionell ein ziemlicher Brocken. Aber auch mit ein Mindestmaß an Ausdauer nötig. Trittsicherheit sowie Schwindelfreiheit für die ausgesetzten Stellen unentbehrlich.

Ausgangspunkt

DE-82432 Walchensee
Talstation der Herzogstandbahn
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.596334
Längengrad: 11.317236

Orientierung

Auf- und Abstiege sind ausreichend markiert. Auf dem Grat wird die Route durch das Gelände, zudem von unübersehbaren Begehungsspuren angezeigt.

Wissenswertes

Der Walchensee war bereits mehrfach Drehort diverser Filmprojekte. So ließ Michael Herbig 2008 am Ufer des Walchensee ein Wikingerdorf aufbauen. In der Kulisse wurde die Realverfilmung von Wickie und die starken Männer sowie 2010 die Fortsetzung Wickie auf großer Fahrt realisiert. Teile des künstlichen Dorfes stehen heute in der Ortschaft Walchensee und dienen der Region als Touristenattraktion.

Höhenprofil
P Gratwanderung Herzogstand Heimgarten Elevation profile for Gratwanderung Herzogstand Heimgarten 0 1 km 2 km 3 km 4 km 5 km 6 km 7 km 8 km 9 km 10,1 km 1.600 m 1.400 m 1.200 m 1.000 m 800 m Bergstation Herzog standbahn 1.600 m Herzogstandhaus 1.575 m Herzogstand 1.731 m Heimgarten 1.790 m Heimgartenhütte 1.770 m Ohlstädter Alm 1.420 m Talstation Herzogstandbahn 800 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Vom Walchensee auf den Herzogstand

T2

Unsere Wanderung vom Herzogstand über den Grat zum Heimgarten, sowie die Rückkehr ins Tal hat einen sehr großzügigen Rahmen. Angesichts dessen sollten alle die nicht ganz so fit sind den Aufstieg unter Zuhilfenahme der Herzogstandbahn abkürzen. Für einen vergleichsweise günstigen Tarif kann mit Hilfe des Chauffierservices 800 Hm Aufstieg (entspricht ca. 2 ½ Stunden) eingespart werden. Das schont nicht nur die persönlichen Energiereserven für den Gratweg, sondern entspannt auch das Zeitmanagement für die Runde. In Summe ist man weniger gehetzt, zugleich kann man sich mehr dem Genuss auf der Wanderung hingeben.

Der Pavillon am Hauptgipfel des Herzogstand
Der Pavillon am Hauptgipfel des Herzogstand

Sind wir an der Seilbahn-Bergstation angekommen, lässt sich mit wenigen Schritten die geschichtsträchtige Kriegerkapelle besuchen. Dafür nicht die breiten Trasse hinunter zum Herzogstandhaus aufnehmen, sondern in den schmalen Pfad rechtsseitig der Bergstation einscheren. Ein kurzer Aufstieg endet an der Terrasse der Gedenkstätte (1.600 m). Hier präsentiert sich ein Vorgeschmack immenser Schauwerte, die uns noch lange Zeit auf der Gratwanderung begleiten werden. Durch Krummholz ferner über Weidegrün schließlich zum Herzogstandhaus (1.575 m) hinunter wandern.

Variante: Aufstieg Herzogstand ohne Seilbahn

Bei sportlich ambitionierten Bergwanderern ist die Nutzung von Seilbahnen verpönt. Alle die den Aufstieg zum Herzogstand by fair means ableisten wollen, halten sich an den Parkplatz rechts neben der Talstation (820 m). Am rechten Ende der Parkfläche in den augenscheinlichen Steig durch den Wald einfädeln. Die Linie schwenkt in westliche Tendenz ein, führt unter dem Kabel der Seilbahn hindurch. Kehrenreich, zudem etwas eintönig geht es den Bergwald aufwärts. Der Fortgang mündet in die Gländekerbe des Wassergraben, welcher übertrieben mit mehreren Drahtseilen gesichert ist. Oberhalb der Mulde schwenkt das Zick Zack gen Osten ein, entlässt den Fußgänger endlich am Herzogstandhaus (1.575 m).

Für unseren ersten Gipfel an der populären Jausenstation rechts vorbeilaufen. Die latschenüberwucherte Kuppe des Martinskopf (1.676 m) wird an seinem Sockel traversiert. Mit etwas zusätzlichem Aufwand würde sich die begrünte Kuppe via Serpentinensteig auch einnehmen lassen. Der Quergang dreht in weit ausholende Serpentinen ein. Das Hin und Her tritt schließlich mit einem Vorgipfel des Herzogstand in Kontakt - welcher von einem stattlichen Kreuz markiert ist. Für den Hauptgipfel müssen wir indes eine Kehre höher, wo uns zuletzt der weithin sichtbare Pavillon empfängt (1.731 m).

Wanderung vom Herzogstand über den Grat zum Heimgarten

T3

Mit dem Zugang zur Gratschneide wird gleichzeitig die Überschreitung des Herzogstand vollzogen. Unterhalb des Gipfel rechts haltend steil hinab zur Geländekante. Erste Sicherungen erleichtern den Abstieg. Jetzt immer an den luftige, enge First halten - Begehungsspuren geben zweifelsfrei die Richtung vor. Bald gewährt eine schmale Scharte eindrücklichen Tiefblick auf eine kreuzgeschmückte Felsnadel inklusive malerischer Kochelsee-Umrahmung. Ein tolles Fotomotiv!

Ausgesetzte Stellen sind am Verbindungsgrat mit Drahtseilen gesichert
Ausgesetzte Stellen sind am Verbindungsgrat mit Drahtseilen gesichert

Vorbei an einem provisorischen Handlauf zu einem felsigen Aufschwung. Mittels Kabelsicherung wird diese Barriere schwungvoll überwunden. Der Fortschritt zügelt das Territorium, der Grat verbreitert sich fast zu einem Rücken. Unsere Anspannung kann nun dem reinen Genuss weichen. Der Ablauf geht auf Tuchfühlung mit einer markanten Kuppe. An deren Zenit steht das Schlehdorfer Kreuz (kann unschwierig erstürmt werden).

Der Gipfel des Heimgarten
Der Gipfel des Heimgarten

Die Weiterverfolgung des Grates wird von immensen landschaftlichen Kostbarkeiten flankiert. Eindrücke wie aus einem Foto-Bildband verführen unseren Blick. Links bestimmt die mächtige Skyline von Karwendel nebst Wettstein das Geschehen. Rechts versüßt die flache Seenlandschaft des Alpenvorlandes unsere Blicke. Zudem kann bei klarer Luft am Horizont München ausgemacht werden. Darüber hinaus offeriert unser Standpunkt eine schlank-sportliche Perspektive der Gratkante.

Eine Abzweigung hinab in die Heimgarten-Nordwestflanke unbeachtet lassen. In diesem Bezirk hält der Grat mit ca. 1.570 m auch seinen tiefsten Punkt bereit. Bald darauf holt unsere Führe rechtsschwenkend zum finalen Gipfelsturm aus. In einem Linksbogen geht es hinauf zum kreuzgeschmückten Dach des Heimgarten (1.790 m) - etwa 2 Stunden nach Start am Herzogstand.

Tourenbeschreibung: Abstieg

Vom Heimgarten zurück nach Walchensee

T2

Vom Heimgarten-Gipfel in wenigen Schritten hinab zur Heimgartenhütte (1.770 m). Nach einer ausgiebigen Rast nehmen wir den Abstieg in südliche Tendenz auf (Überschreitung des Heimgarten). Im Slalom steil hinunter zum kahlen Areal der Ohlstädter Alm (1.420 m). Inmitten der Lichtung findet sich ein Wegknoten, der in alle Himmelsrichtungen Äste entsendet. Der korrekte Anschluss bleibt geradeaus dem südlichen Gefilde treu. Ein Gegenanstieg gewinnt fast den Rotwandkopf, umgeht aber letztlich dessen höchsten Punkt. Jenseits schwenkt der Talkurs gen Osten ein. Kurz bevor die Route auf den Deiningbach trifft, reguliert sich der Kurs wieder in südliche Direktion (970 m). Die Führe geht daraufhin mit der Wasserströmung auf Tuchfühlung. Von hier in wenigen Minuten zu den ersten Häusern der Ortschaft Walchensee wandern. Und zuletzt im Beisein des Deiningbach zum Parkplatz der Herzogstandbahn.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Wanderung
Herzogstand-Heimgarten
Gratwanderung vom Herzogstand zum Heimgarten
Blick vom Herzogstand auf den Verbindungsgrat zum Heimgarten
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
2.8 / 5
Beliebte Höhenwanderung mit Schauwerten in alle Himmelsrichtungen. Spannender Beginn und genussvolle Fortsetzung.
Info zum Bewertungsschema

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