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Schneibstein
(2.276 m)

Von Hinterbrand über das Carl-von-Stahl-Haus auf den Schneibstein

T2

Anspruchsvolle Berg-Wanderung

 ca. 1.300 Hm   ca. 18,3 Km  ca. 7 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Der Schneibstein - gesehen aus dem Abstieg vom Hohen Brett
Der Schneibstein - gesehen aus dem Abstieg vom Hohen Brett

Die Berchtesgadener Alpen sind eine Gebirgsgruppe mit eigener Güteklasse. Im Vergleich zu anderen Alpenregionen regiert hier noch (Dank des Status eines Nationalparks) Mutter Natur. Die Erschließung mittels gewinnbringender Fördertechnik hält sich vornehm zurück. Wer hoch hinaus möchte braucht üblicherweise stramme Oberschenkel, dazu gute Wanderstiefel an den Füßen. Die einfachste zugleich komfortabelste Möglichkeit, die magische 2.000-m-Grenze unter sich zu bringen, findet sich am Schneibstein. Den Einzugsbereich des Berges streift eine der wenigen Aufstiegshilfen von Berchtesgaden - die Jenner-Bahn. Für Wanderer, deren Beinmuskulatur weniger gut konditioniert ist, eine willkommene Entlastung im Streben nach oben. Mit ihr lässt sich die Wanderung auf den Schneibstein in eine sportliche Halbtagsaktion quetschen - oder in eine genussvolle Ganztagsschlenderei verwandeln.

Als ambitionierter Berggeher, der den Berg aus eigener Kraft erobern möchte, werden wir indes auf die Fahrdienstleistung verzichten. Und so stellen wir uns schon vorher auf das Fußbrennen eines 18-km-Marsches, obendrein auf den Schweiß für 1.300 Meter Vertikaldifferenz ein. Klar dürfte sein, das am und um den Schneibstein mit viel Betriebsamkeit zu rechnen ist. Das liegt zum einen an der viel genutzten Jenner-Bahn-Unterstützung plus dem Mangel an alternativen, wanderbaren 2.000er-Gipfeln in den Berchtesgadener Alpen. Aber vor allem die gigantische, alpine Skyline, die auf der Linie hinauf zum Schneibstein-Dach beiseite steht, sorgt für massenhaft Zuspruch bei der Zielgruppe.

Der Schneibstein ist darüber hinaus ein beliebtes Ziel von Winteralpinisten. Oft als Skitour, als Teilstück der Kleinen Reibn, bestiegen - hin und wieder auch im Rahmen einer Schneeschuhtour anvisiert.

 Bilder  Karte  GPS-Track
Schneibsteinhaus vor dem wolkenverhangenen Watzmann und dem Jenner
Schneibsteinhaus vor dem wolkenverhangenen Watzmann und dem Jenner

Anforderungen/Schwierigkeiten

Von Hinterbrand zum Stahlhaus am Torrener Joch zieht ein breiter, gut angelegter Wirtschaftsweg - in moderater Neigung, ferner ohne abschüssige Passagen. Ab dem Stahl-Haus wandern wir auf einem typischen, schmalen Bergsteig, der nur an einem kurzen Schrofenaufschwung etwas steil und ruppig ausfällt. Demgegenüber fällt die Wanderung mit 18 km Wegstrecke sowie 1.300 Höhenmeter sehr großzügig aus. Wem die Tour zu lange ist, kann diese mit der Jenner-Bahn abkürzen und in einen erträglichen Rahmen (700 Hm) bringen. Abseits der konditionellen Anforderung ist das Wandervergnügen (technisch gesehen) von so gut wie jedem ohne größere Probleme zu meistern.

Ausgangspunkt

DE-83471 Schönau am Königssee
Scharitzkehlstraße 40
Parkplatz Hinterbrand
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.595316
Längengrad: 13.023067

Hütten/Einkehr

Carl-von-Stahl-Haus
Schneibsteinhaus
Dr.-Hugo-Beck-Haus

Orientierung

Im Rahmen einer häufig begangenen Bergwanderung ausreichend markiert. Ferner wird die Route an entscheidenden Stellen mittels Wegweiser angezeigt.

Höhenprofil
P Wanderung Schneibstein ab Hinterbrand Elevation profile for Wanderung Schneibstein ab Hinterbrand 0 2 km 4 km 6 km 8 km 10 km 12 km 14 km 16 km 18,3 km 2.000 m 1.800 m 1.600 m 1.400 m 1.200 m Hinterbrand 1.110 m Schneibsteinhaus 1.668 m Carl-von-Stahl-Haus 1.736 m Schneibstein 2.276 m Carl-von-Stahl-Haus 1.736 m Schneibsteinhaus 1.668 m Hinterbrand 1.110 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Von Hinterbrand zum Stahl-Haus am Torrener Joch

T1

Das westliche Ende des Wanderparkplatzes in Hinterbrand (1.110 m) markiert den Startpunkt der Schneibstein-Wanderung. Luxuriös flanieren wir auf breitem, planierten Weg in südliche Tendenz. Den Weidbach hinter uns lassend, verbindet sich unsere Linie mit dem Königsweg - der nun den korrekten Kurs vorgibt.

Der wolkenverhangene Watzmann - gesehen aus der Promenade um den Jenner
Der wolkenverhangene Watzmann - gesehen aus der Promenade um den Jenner

Die Schneise der großzügigen Jenner-Skiabfahrt kündigt frühzeitig die Mittelstation der Gondelbahn an. Bergwanderer, die die Wanderung unter Zuhilfenahme der Fahrdienstleistung abkürzen, müssen hier umsteigen. Wir indes lassen das Bauwerk zu unserer Rechten, ziehen oberhalb daran vorbei. Wenig Schritte hinter dem Gebäude könnte man linker Hand zur ersten Verpflegungsstation abdrehen - dem Dr.-Hugo-Beck-Haus. Wegen der noch weiten Gehstrecke sollten das alle Gipfelaspiranten jedoch erst auf dem Rückweg in Erwägung ziehen.

Jenseits einer kurzen Waldpassage öffnet sich das weitläufige Brachgelände der Wasserfallalm. Die folgende Halbrunde um den Jenner kann für wahr als erstes Aussichtshighlight tituliert werden. Im Stil einer Promenade trumpft der Weg mit großartigen Ausblicke auf - öffnet immer wieder ein Fenster auf die Berchtesgadener Bergwelt um den Watzmann und seine flankierende Felsnachbarschaft. Unsere Höhendifferenz-Bilanz verzeichnet in dem sanft-welligen Gelände kaum Wachstum. Im Gegenteil: In der nachfolgenden Lichtung hinunter zum Königsbach verlieren wir einige Höhenmeter.

Stützpunkt am Torrener Joch: Das Stahl-Haus
Stützpunkt am Torrener Joch: Das Stahl-Haus

Unmittelbar nach der Brücke über den Königsbach muss eine Kurskorrektur vorgenommen werden - die Trasse verzweigt sich. Links einschwenken und (endlich die ersten Höhenmeter) steil empor. Kurz darauf nicht geradeaus in Tendenz Priesbergalm laufen. Zieht man die Überschreitung des Schneibstein in Betracht, würde man aus dieser Richtung wieder in den Aufstiegsweg einscheren. (siehe Abstiegsbeschreibung Kleine Reibn).

Wir indes biegen scharf links ab, wandern der aussagekräftigen Beschilderung nach. In einer Schleife um die Bärenwand herum, folglich kerzengerade in Direktion des Köngisberggrabens bergan zur Königsbergalm pilgern. Das Gelände punktet mit einigen verschlafenen Almhütten sowie einer königlichen Hintergrundkulisse. Vorbei an den Gebäuden, gehen wir weiter oben mit dem Schneibsteinhaus (1.668 m) auf Tuchfühlung. Wer möchte kann hier einkehren - oder gleich innerhalb weniger Minuten zum Torrener Joch und dem schon sichtbaren Stahlhaus (1.736 m) aufschließen. Auf halbem Weg zwischen den Gaststätten gesellen sich linksseitig die Jenner-Bahn-Abkürzer zu uns, um gemeinsam mit uns die verbleibenden Höhenmeter hoch zum Gipfel zu bewältigen.

Vom Torrener Joch auf den Schneibstein

T2

Für den Schneibstein-Gipfel am Stahl-Haus gen Südosten eindrehen. Zunächst flach unserem Ziel entgegen. Am Fuße eines von Latschen besetzten Aufschwungs schwenkt unsere Gipfellinie etwas links, umgeht so den dichtesten Krummholzdschungel.

Gipfel des Schneibstein vor Hohem Brett und Hohem Göll
Gipfel des Schneibstein vor Hohem Brett und Hohem Göll

Eine etwas abschüssige Schrofenpartie bäumt sich kurz auf - die Schlüsselstelle unseres kleinen Abenteuers. Die Fortsetzung nutzt geschickt die leichtesten Geländeformen, führt unschwierig hinauf auf die weitläufige Westabdachung. In weitem Bogen zunehmend abflachend hoch auf das Gipfelplateau - und zuletzt fast eben zum großflächigen Gipfel des Schneibstein (2.276 m) und den beiden Kreuzen.

Dachstein, Hagengebirge, Hochkönig, Großer Hundstod, Watzmann, Hochkalter, Hohes Brett, Hoher Göll, etc. Die landschaftlichen Kostbarkeiten die man vom Schneibstein-Gipfel aus panoramisieren kann sind schier unerschöpflich. Ein visuelles Fest für die Augen, eine üppige Gegenleistung für unseren vergossenen Schweiß - zugleich eine Degradierung der Bedeutung menschlicher Existenz auf die Größe eines Staubkorns.

Tourenbeschreibung: Abstieg

Theoretisch kann die vorgestellte Bergwanderung auch zu einer Rundtour verlängert werden. Denkbar wäre die Überschreitung des Schneibsteins durch den Abstieg gen Südwesten bis zum Seeleinsee. Von hier schwenkt man via Priesbergalm auf Höhe der Königsbachalm wieder in den Anstiegsweg ein. Im Großen und Ganzen entspricht das dem Verlauf der sogenannten Kleinen Reibn.

Da jedoch schon das Hin und Zurück des einfachen Gipfelaufstiegs einen üppigen Rahmen aufweist, ist dieses Vorhaben nur für echte Konditionsbolzen empfehlenswert. Oder man verteilt die Runde auf zwei Tage - plant eine Übernachtung auf dem Torrener Joch ein. Alle Anderen, die keine sportliche Höchstleistung abliefern können/möchten (oder nur einen Tag Zeit haben) sollten auf der Linie des Anstiegs den Rückweg vollziehen. Das hat den Vorteil, das noch ausreichend Zeit für eine üppige Einkehr bleibt. Mit dem Stahl-, Schneibstein- und dem Dr.-Hugo-Beck-Haus hat man dafür ja ausreichend Locations zur Auswahl.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Bergtour
Schneibstein
Von Hinterbrand über das Carl-von-Stahl-Haus auf den Schneibstein
Der Gipfelaufbau des Schneibsteins - gesehen vom Stahlhaus
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
2.5 / 5
Einfache, aber lange Wanderung auf den beliebtesten 2.000er von Berchtesgaden. Traumhafte Aussicht vom Gipfel.
Info zum Bewertungsschema

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