Vom Großen Arbersee über den Seewandweg zum Großen Arber
T2+Anspruchsvolle Berg-Wanderung
Inhaltsverzeichnis
Eine einsame Route auf den Großen Arber? Gibt es sowas? Ja, tatsächlich gibt es eine - einen Kurs, in der man auch in der Hochsaison üblicherweise keine Menschenseele treffen wird: Die Wanderung vom Großen Arbersee über den Seewandsteig.
Dieser Pfad wird offiziell seit einigen Jahren nicht mehr als Wanderroute ausgewiesen respektive nicht mehr gepflegt. Eine Beschilderung sucht man vor Ort vergeblich. In guten topographischen Karte sollte er aber noch eingezeichnet sein.
Warum der Seewandsteig aufgegeben wurde, darüber muss man spekulieren. Ich bin bei meinen Recherchen auf verschiedenste Erklärungen gestoßen: Da ist z. B. die Rede von erheblichen Schäden durch den Borkenkäfer entlang der Route und einer damit einhergehenden erhöhten Gefahr für die Wanderer durch herab-/umfallendes Totholz. Auch wurden diverse Unfälle sowie den schwierigen Bedingungen für die Retter genannt – was die Verantwortliche dazu veranlasst haben soll den Seewandweg zu schließen.
Wie dem auch sei – bei meiner Begehung konnte ich für mich keine erhöhte Gefahr wahrnehmen. Ein höheres Risiko für den Begeher kann ich aber nicht ausschliessen. Jeder, der diese Route auf-/absteigen möchte, sollte sich bewusst sein, das er auf einem nicht mehr gewarteten Weg aktiv ist und man selbstverantwortlich handelt.
Die Orientierungsaufgabe ist etwas für geübte Spürnasen, da es nur noch alte, zunehmend verblassende Markierungen gibt. Zudem hat sich die Natur inzwischen den Raum ordentlich zurückerobert. Die Wanderlinie ist inzwischen abschnittsweise nicht immer eindeutig zu erkennen. Die rein technischen Anforderungen halten sich überdies in Grenzen, sind bis auf eine kurze T3-Stelle nicht schwieriger als auf den anderen Routen (z. B. über die Rieslochfälle oder das Mittagsplatzl).
Belohnt wird man dafür mit wilder, einsamer Natur wie man sie sonst um den höchsten Bayerwaldgipfel leider nicht mehr vorfindet. Für mich ist die Seewandlinie der schönste Aufstieg zum König des Bayerischen Waldes.
Der Aufstieg über den Seewandsteig zum Großen Arber entspricht der Tourenkategorie Wilde Wege
.
Wichtiger Hinweis
Die nachfolgend beschriebene Wanderung führt durch das Arber-Wildschutzgebiet für Auerwild. Die Bestände des Auerwilds sind massiv zurückgegangen und stehen im Bayerischen Wald kurz vor dem Aussterben. Zum Erhalt der Tierbestände hat die Naturparkverwaltung einige Regeln erlassen: Die Begehung des Seewandsteig ist nur vom 1. Juli bis 31. Oktober erlaubt. Vom 1. November bis 30. Juni ist zum Schutz der Wildtiere der Anstieg/Abstieg über den Seewandweg verboten! Bitte halte dich an diese Regel und unterstütze den Tierschutz, indem du deine Begehung in den dafür erlaubten Zeitraum legst!
Anforderungen/Schwierigkeiten
Die Wanderung durch die Seewand führt sehr ruppig über Stock und Stein. Dazu ist der korrekte Kurs im Sommer arg zugewuchert. Geschultes Auge für den nicht immer erkennbaren Verlauf sowie ein unbeirrbarer Orientierungssinn nötig. Im Seewandsteig werden an einer kurze Stelle die Hände benötigt. Auf der leichteren Abstiegslinie trifft der Begeher auf die üblichen steinig-wurzeligen Bayerwald-Wege.
Ausgangspunkt
DE-94252 Bayerisch Eisenstein
Arberseestraße 42
Parkplatz am Großen Arbersee
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 49.098979
Längengrad: 13.159380
Hütten/Einkehr
Arberseehaus
Arberschutzhaus
Eisensteiner Hütt'n
Orientierung
Der Seewandweg ist nicht beschildert ferner nur durch zunehmend blasse Wegmarkierungen (rote 5) koloriert. Das Erfassen der richtigen Linie ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Degegen ist der Abstieg ausreichend beschildert.
Ausrüstung
Vom Großen Arbersee über die Seewand auf den Großen Arber
Wir starten am Arberseehaus (930 m), überqueren auf einer Brücke den Überlauf des Arbersees, biegen nach links in den Wanderweg mit der Nummer 9 Richtung Bodenmais ab. Über einen steinigen Pfad erreichen wir eine erste Forststraße die wir unbeachtet passieren. Über den nun deutlich steileren Steig gelangen wir nach wenigen Minuten zu einer zweiten Forststraße. Hier biegen wir nach rechts ab (keine Beschilderung), wandern dem gut ausgebauten Fahrweg nach oben. Nach etwa 200 Metern macht die Straße eine steile Kehre nach links. Wir gehen allerdings geradeaus weiter - was sich als Einlass in den Seewandweg entpuppt (1.020 m). Folglich taucht am Wegesrand zum ersten mal eine verblasste rote 5 als Markierung auf. Diese Nummer wird uns den Weg durch die Seewand zeigen.
Der ausgebaute Fahrweg schnürt sich zu einem schmalen, steinigen Waldpfad zusammen. Nach einer langgezogenen Linkskurve gelangen wir zu einer Gedenktafel sowie einer kleinen Brücke - über die wir einen Bach überqueren. Der Seewandweg zieht von hier ab in ziemlich gleichbleibender Steigung nach schräg oben. Den Bäumen zu unserer Rechten bzw. Linken sollten wir erhöhte Aufmerksamkeit schenken, denn hier taucht immer wieder die rote 5 auf. Ein Zeichen das wir uns immer noch auf dem korrekten Weg befinden.
Wilde, von Menschenhand wenig beeinflusste Natur nimmt uns nun in ihren Bann - wir fühlen uns fast wie zu Urzeiten. Umgefallene, von Moos überwucherte Waldriesen bereichern unseren Aufstieg. Zum weiteren Vorankommen müssen wir über so manchen hinwegsteigen. Glatte, dunkle und haushohe Felswände über die einige Wasserkaskaden schiessen bilden den Kontrast zum allgegenwärtigen Grün des Urwaldes. Wir sind im Pardies angekommen!
Im oberen Teil des Seewandsteiges erwartet uns die Schlüsselstelle: Eine wenige Meter hohe, erdig-felsige Stufe, die mit einer Eisenstange entschärft wurde (kurz T3). Für geübte Berggeher jedoch kein unüberwindbares Hindernis. Im weiteren Verlauf legt sich das Gelände zu unserer Linken deutlich zurück - ein Zeichen das wir das Ende des Seewandsteiges fast erreicht haben. Der Wald lichtet sich, das Gelände wird einfacher begehbar. Die ersten Zeichen der Zivilisation in Form von Wegweisern, -markierungen plus Hinweistafeln lassen den Brand unser Zweifel erlöschen: Wir sind an der Bodenmaiser Senke (1.250 m) zwischen Mittagsplatzl und Großer Arber angekommen - dem Ende des Seewandsteig.
Von hier zieht (mit Ausnahme eines kleinen Ausweichmanövers
) ein schnurgerader Steig zum Gipfelplateau des Großen Arbers empor.
Wobei die letzten Höhenmeter noch einmal für ordentliche Durchblutung unsere Oberschenkel sorgen.
Auf einem unschwierigen Rundweg wandern wir zu den diversen Aussichtspunkten. Der Richard-Wagner-Kopf, der freie Blick auf den Kleinen Arbersee, der Gipfelfelsen mit dem Kreuz (1.456 m) und der Seeriegel zeigen uns Höhepunkte des Bayerischen Waldes in Nah und Fern. Nach kurzem Abstieg zur Bergstation der Arberbergbahn, können wir in den angrenzenden Hütten unser Erlebtes Revue passieren lassen und unsere Energiereserven wieder auffüllen.
Vom Arber über die Ostflanke zurück zum Großen Arbersee
T2Wir lassen die Gastro-Betriebe zu unserer Linken und gelangen ein Stück unterhalb über einen Pfad aus dem Osthang in den Wald. Über den mit groben Felsen gespickten Steig wandern wir abwärts und erreichen nach einer Linkskurve die uralte Brennesfichte.
Die weitere Wegführung quert zweimal eine Forststraße, geht folglich selbst in einen Forstweg über. Nach einer weiteren, ausschweifenden Linkskurve erreichen wir nach wenigen Minuten wieder den Großen Arbersee. Wer noch nicht genug hat, kann als Zugabe den See umwandern (Dauer ca. 30 Minuten).
Autor (Bilder und Texte): Andreas
Bewertung
Reviewer: Andreas
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