DE › Bayern › Bayer. Voralpen › Tegernseer Berge
Schildenstein
(1.613 m)

Mit Schneeschuhen über die Königsalm auf den Schildenstein

WT4

Schwere Schneeschuhtour

 900 Hm   12,1 Km  ca. 6 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Der Gipfel des Schildenstein in einer traumhaft schönen Winterlandschaft
Der Gipfel des Schildenstein in einer traumhaft schönen Winterlandschaft

Umzingelt von namhaften Wanderzielen, wie Guffert, Halserspitz, Roß-/Buchstein und Hirschberg, ringt der Schildenstein mit der Nachbarschaft während der Sommersaison um mehr Aufmerksamkeit. Doch die Aura der begehrten Anrainer ist von übermächtigem Ausmaß - schickt den Schildenstein fast in die Bedeutungslosigkeit. Meist bleibt für ihn nicht mehr übrig als der Rahmen einer armseligen Zugabe - am Ende der ausgedehnten Blauberg-Überschreitung.

Der Winter, wenn ein Großteil der Prominenz für den Normalbergsteiger unerreichbar bleibt, rückt dann die Achtsamkeit in Richtung Schildenstein. Winterwanderer erfreuen sich in seiner Obhut einer rassigen Schneeschuhtour. Das kupierte Gebiet um die Königsalm bietet einfach ideale Voraussetzungen um mittels Schneeschuhe gen Himmel zu dackeln. Ferner werden mit dem mörderisch steilen Showdown auch sportlich-ambitionierte Gesellen zufriedenstellend bedient.

Einen Haken gibt es jedoch auch in der kalten Jahrszeit. Der Zugang zur Königsalm (Station auf dem Weg nach oben) ist durch den Betrieb einer Rodelbahn nur eingeschränkt möglich (mehr unter Wissenswertes). Potentielle Gipfelstürmer müssen den Berg entweder im Frühwinter in Angriff nehmen oder einen Weg abseits der präparierten Schlittenstrecke suchen.

 Bilder  Karte  GPS-Track
Panorama vom Gipfel des Schildenstein
Panorama vom Gipfel des Schildenstein

Anforderungen/Schwierigkeiten

Der einfache, mäßig steile Aufstieg zur Königsalm gelingt meist noch ohne Schneeschuhe. Diese Strecke ist im Hochwinter wegen Geschäftigkeit einer Rodelbahn anhaltend gesperrt (mehr unter Wissenswertes). Nach Inkrafttreten des Betretungsverbots muss in Direktion der Schlittenstrecke abseits durch den Wald aufgestiegen werden. Das kann infolge des abschüssigen Territoriums reichlich mühsam werden. In der Fortsetzung zum Schildensteinsattel zunehmend aufbäumendes Gelände entlang eines Rückens, ferner durch lichten Baumbestand. Bis zum Sattel für Genuss-Schneeschuhgeher gut machbar. Der infernalisch geneigte Gipfelaufbau ist leicht ausgesetzt, fordert perfekten Umgang mit den Schneeschuhen. Alternativ kann vom Schildensteinsattel zum etwas leichteren Platteneck ausgewichen werden. Der Begeher muss auf dieser Schneeschuhtour konditionell keine Höchstleistung abliefern.

Lawinengefahr

Das Schneeschuhwandern zum Schildensteinsattel ist infolge des seichten Terrains tendenziell von geringer Lawinengefahr. Der nachfolgende Gipfelaufstieg wird bei ungünstigen Verhältnissen hingegen zum riskanten Glücksspiel.

Ausgangspunkt

DE-83708 Kreuth
Parkplatz Klamm an der B307 zwischen Kreuth und Glashütte
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.62191
Längengrad: 11.71370

Hütten/Einkehr

Keine

Orientierung

Die Schneeschuhtour ist nur sporadisch mittels Wanderwegweiser ausgeschildert. Der Aufstieg zur Königsalm ist Dank der Geländestruktur augenscheinlich nachvollziehbar. Die Fortsetzung durch unübersichtlichen Forst ist für Erstbegeher ohne Spur nur schwer zu finden. Demgegenüber kommt der Wintersportler üblicherweise in den Genuss einer plattgetrampelten Leitlinie. Nach reichlich Neuschnee als Ortsunkundiger lieber ein paar Tage warten bis die Schneeschuhwanderung wieder gespurt ist - oder den von mir angebotenen GPS-Track verwenden.

Wissenswertes

Die breite Waldschneise mit Kurs Königsalm ist im Winter wegen Einrichtung einer Naturrodelbahn langfristig gesperrt. Hierzu konnte ich ein offizielles Schreiben der Gemeinde Kreuth einsehen. Sinngemäß steht folgendes darin:
Der heimische Rodelclub wird angewiesen, diese Strecke (auf 1,5 km; Stand 2017) zwischen Dezember und April (einschließlich) zu sperren. Spätestens bei Beginn der Präparierungsarbeiten, längstens bis das letzte Training bzw. Rennen beendet wurde.
Was bedeutet das für Schneeschuhgeher? Meine Empfehlung lautet, die Schneeschuhtour zum Schildenstein bereits bei einem frühen Wintereinbrauch im November in Angriff zu nehmen. Als Alternative dazu bleibt nur ein Aufstieg neben der Schlittentrasse - was ich wiederum aufgrund des schiefen Waldareals nicht empfehlen kann. Oder man könnte auf der anderen Seite der B307 das Seekarkreuz ins Visier nehmen. Insgesamt also eine wenig zufriedenstellende Situation - und meiner Meinung nach alles andere als gastfreundlich gegenüber den Winterwanderern.

Höhenprofil
P Schneeschuhtour Schildenstein Elevation profile for Schneeschuhtour Schildenstein 0 2 km 4 km 6 km 8 km 10 km 12,1 km 1.400 m 1.200 m 1.000 m Klamm 820 m Königsalm 1.110 m Schildenstein 1.613 m Königsalm 1.110 m Klamm 820 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Vom Parkplatz zur Königsalm

WT2

Unsere Schneeschuhtour nimmt mit Überquerung der Weißach Fahrt auf. Rechter Hand zu zwei Gebäuden - dem unteren Ende der Naturrodelbahn. Ist die Waldschneise in Richtung Königsalm wegen des Rodelbetriebs bereits gesperrt (siehe Wissenswertes), müssen wir parallel zur Trasse im Wald aufsteigen.

Das herrschaftliche, im Winter geschlossene Gasthaus an der Königsalm
Das herrschaftliche, im Winter geschlossene Gasthaus an der Königsalm

Wenig hinter den beiden Holzbuden scharf links abdrehen, gegen das Gefälle bergan trampeln. Mehrere Schleifen (plus eine Kehre) eskortieren im seicht geneigtem Terrain zu einer lichten Bucht nordöstlich des Klammbergs. Hat die Höhe der Schneedecke dezente Dosierung, können wir uns zu diesem Punkt auch ohne Schneeschuhe empor mogeln. Am Ende einer schwungvollen Linkstraverse erfolgt der Einlass in die weitläufige Lichtung der Königsalm. Der Waldgrenze folgend fast eben zu einem Weidegatter nebst Wegweiser. Dort linksschwenkend einer vereinsamten Holzscheune die Aufwartung machen.

Der Anschluss südwärts durchschreitet das Almgelände, offeriert gleichzeitig instruktiven Einblick in die Weiterführung unserer Schneeschuhwanderung. Linkerseits erhebt sich der weiße Rücken, dessen Verlauf zum Schildensteinsattel navigiert. Dahinter erstrahlt unser Ziel von unvermutet alpinem Format. Zwei Kurven später gehen wir mit dem ehemals herrschaftlichen Gebäude auf Tuchfühlung. Bereits vor 200 Jahren war das urige Bauwerk beliebtes Ausflugsziel im Tegernseer Tal. Weide- und Jausenbetrieb liegen in der kalten Jahrszeit allerdings brach - versinkt im tiefsten Winterschlaf.

Mit Schneeschuhen von der Königsalm zum Schildensteinsattel

WT3

Wer hierher ohne Schneeschuhe aufgestiegen ist, sollte diese spätestens jetzt anlegen. Linkerseits vom Anwesen hinab in den Klammbach-Graben, mittels Brücke auf die andere Seite wechseln. Dem nachfolgenden Hang in einer respektabel geneigten Schrägen bergwärts. Die Fährte zieht in eine Mulde, die (zunehmend aufsteilend) den Scheitel eines Geländerückens (Graseck genannt) gewinnt. In Direktion der Wald-Wiesen-Grenze den Kamm gen Süden voran. Geschickt schummelt sich die Schneeschuhwanderung um die Graseckwand, erstürmt im Slalom den steilen Baumbestand des Schanzl. Ohne augenscheinliche Spur ist während dieser Passage die richtige Linie nicht einfach zu finden. Wurde unmittelbar vor unserem Gipfelsturm der Schildenstein nicht mit reichlich Neuschnee gezuckert, steht gemeinhin eine festgetrampelte Loipe parat. Dank Beharrlichkeit sowie störrischem Durchhaltewille geben wir schließlich dem Schildensteinsattel die Ehre.

Vom Schildensteinsattel auf den Schildenstein

WT4

Etwa 80 Höhenmeter fehlen noch zum Kreuz. 80 Höhenmeter können so abweisend, so uneinnehmbar aussehen! Der firngepanzerte Schildenstein präsentiert sich aus dieser Perspektive als alpiner Steilkegel. Wo soll es da hochgehen?

Tiefblick aus der immens geneigten Gipfelflanke
Tiefblick aus der immens geneigten Gipfelflanke

Unsere Schneeschuhtour manövriert durch eine Grube zur Installation eines Wanderwegweisers. Dort linksseitig eindrehen, gegen einen Buckel zum Beginn der Steilheiten. Dem Begeher sollte bewusst sein, das ab diesem Punkt potentielles Lawinengefilde betreten wird. Auch bei günstigen Bedingungen nimmt die Anwärterschaft ein unkalkulierbares Restrisiko auf sich!

Linkshaltend wird dem steilen Fels gekonnt ausgewichen. Taktisch klug und äußerst frech nutzt der Fortschritt gen Himmel die einfachsten Strukturen. Der Zugang stellt sich als nicht ganz so uneinnehmbar heraus wie es der erste Anschein machte. Von einem leichten Aufstieg zu sprechen wäre aber respektlos - würde auch nicht das wiederspiegeln, was ein Gipfelstürmer bewältigen muss. Das ausgesetzte Gelände ist kompromisslos, unbarmherzig, obendrein bitter nachtragend. Ein falscher Schritt, ein tollpatschiger Ausrutscher - hier die Ursachen für ein tragisches Endes. Volle Konzentration nebst perfekter Schneeschuh-Technik öffnen schließlich das Tor zum beengten Schildenstein-Gipfel .

Alternative/Zugabe Platteneck

Wem der Gipfel des Schildenstein zu schwer ist, kann sich dem leichteren Platteneck zuwenden. Dafür am Schildensteinsattel südwestwärts voran tapsen. In einem Halbkreis rechtsseitig das Ausweichziel umgehen - um schlussendlich von Westen den höchsten Punkt zu ersteigen.

Tourenbeschreibung: Abstieg

Der Abstieg navigiert in der Spur des Aufstiegs zurück zum Parkplatz an der Klamm.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Schneeschuhtour
Schildenstein
Mit Schneeschuhen über die Königsalm auf den Schildenstein
Der Gipfel des Schildenstein in einer traumhaft schönen Winterlandschaft
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
3.3 / 5
Moderat frequentierte Schneeschuhwanderung mit sportlich-kniffligem Finale. Kolossale Fernschau vom Gipfel.
Info zum Bewertungsschema

Diese Touren könnten Dir auch gefallen

Sonnenuntergang am winterlichen Gipfel der Rotwand
DE › Bayern › Bayer. Voralpen
(1.884 m)
Vom Spitzingsee über das Rotwandhaus auf die Rotwand
WT3
Schneeschuhtour
 Tour entdecken
Der Brecherspitz gesehen vom Spitzingsee
DE › Bayern › Bayer. Voralpen › Spitzingsee
(1.643 m)
Vom Spitzingsattel über die Obere Firstalm auf die Brecherspitz
WT2
Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
 Tour entdecken