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Gehrenspitze
(2.163 m)

Aus dem Tannheimer Tal über den Normalweg auf die Gehrenspitze

T4+ I+

Schwere Bergtour

 1.240 Hm   13,3 Km  ca. 7 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Die Gehrenspitze - gesehen vom Sabachjoch
Die Gehrenspitze - gesehen vom Sabachjoch

Die Gehrenspitze (Tannheimer Berge, Allgäu) ist nicht nur Hausberg und Wahrzeichen von Reutte. Sie markiert gleichzeitig den Auftakt einer alpinen Gipfel-Trilogie, die durch die Köllenspitze und den Gimpel in Richtung Tannheimer Tal fortgesetzt wird. Zählt man noch die Rote Flüh dazu, ist sogar eine Tetralogie perfekt. Allerdings kann man bei der Roten Flüh nicht wirklich von einem alpinen Berg sprechen. Die Normallinie in die oberste Etage platziert dem Begeher nämlich keine großen Hürden vor die Füße. Bei den anderen drei Kalkspitzen sieht das ganz schon anders aus: Ohne den Einsatz der Hände geht an keinem der drei Berge was. Die Schwierigkeiten sind bei dem Trio auf deren Normalweg fast auf identischem Level. Ausgesetztes Gelände, sowie Felsschwierigkeiten die am II. Grad kratzen werden dem Begriff alpin mehr als gerecht.

Die Gehrenspitze unterscheidet sich dann aber doch etwas von ihren imposanten Nachbarn. Zum einen ist der Aufstieg über das Sabachjoch, respektive das Gehrenjoch etwas abgelegener zudem verzwickter. Zum anderen geht es hier deutlich zurückhaltender zu als an den zwei Modebergen Gimpel und Köllenspitze. In stiller Einsamkeit wird man aber trotzdem nicht unterwegs sein. Die Tour wird ungeachtet des schwierigen Geländes von gestandenen Bergsteigern regelmäßig gemacht.

Die Bergtour über den Normalweg auf die Gehrenspitze entspricht der Tourenkategorie Leichte Klettertouren.

 Bilder  Karte  GPS-Track
Bergpanorama vom Gipfel der Gehrenspitze (Tannheimer Tal)
Bergpanorama vom Gipfel der Gehrenspitze (Tannheimer Tal)

Anforderungen/Schwierigkeiten

Wanderung von Nesselwängle über das Sabachjoch zum Gehrenjoch auf überwiegend schmalen, erdigen Steigen. Bei Nässe oft unangenehm rutschig. Jenseits des Gehrenjoch sehr schnell abschüssiges Gelände das keinen Fehltritt verzeiht. Kurze, eingelagerte Kraxelstellen (I) sorgen für zusätzlich Adrenalin. Über den Normalweg zum Gipfel zunächst in brüchigen Schrofen (I) durch eine sich verengende Rinne. Dann ausgesetzte Kletterei bis I+ hinauf zum Westgrat, sowie luftig im Gehgelände zum Gipfelkreuz. Kondition für den Höhenunterschied, elementares Kletterkönnen, zudem mentale Stärke für das extreme Gelände nötig. Diese Bergtour richtet sich ausschließlich an geübte Bergsteiger. Die Eroberung der Gehrenspitze ist keine Wanderung und kein Klettersteig!

Ausgangspunkt

AT-6672 Nesselwängle
Wanderparkplatz an der B199 kurz vor Nesselwängle.
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.47539
Längengrad: 10.62095

Hütten/Einkehr

Nur mit zusätzlichem Zeitaufwand (je ca. 30 Minuten):
Tannheimer Hütte
Schneetalalm

Orientierung

Das Wegenetz um die Tannheimer Berge respektive die Gehrenspitze ist gut ausgebaut. Es gibt nicht wenige Möglichkeiten falsch abzubiegen. Man sollte die Wegweiser also aufmerksam studieren. Ab dem Gehrenjoch bis zum Gipfel ausgetretener Pfad und immer wieder rote Punkte.

Ausrüstung

Bergausrüstung

Höhenprofil
P Bergtour Gehrenspitze ab Nesselwängle Elevation profile for Bergtour Gehrenspitze ab Nesselwängle 0 2 km 4 km 6 km 8 km 10 km 12 km 13,3 km 2.000 m 1.800 m 1.600 m 1.400 m 1.200 m Nesselwängle 1.090 m Haldenseeblick 1.480 m Sabachjoch 1.860 m Gehrenjoch 1.858 m Einstieg Fels ca. 2000 m Gehrenspitze 2.163 m Ausstieg Fels ca. 2000 m Gehrenjoch 1.858 m Sabachjoch 1.860 m Haldenseeblick 1.480 m Nesselwängle 1.090 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Wanderung von Nesselwängle über das Sabachjoch zum Gehrenjoch

T2

Unsere Bergtour startet an der B199 kurz vor Nesselwängle (1.090 m). Vom Parkplatz den Warpsbach überqueren, rechts haltend hinauf zum Waldrand wandern. An einer ersten Gabelung in den rechten Ast einfädeln (Wegweiser Schneetalalm). Es folgen weitere Verzweigungen an denen wir nicht falsch abbiegen dürfen (immer in Richtung Schneetalalm halten). Die Route navigiert zum oberen Ortsrand von Nesselwängle, driftet an den ersten Häusern scharf rechts in bewaldetes Terrain ab.

Tolle Aussicht auf den Haldensee beim Aufstieg zum Sabachjoch
Tolle Aussicht auf den Haldensee beim Aufstieg zum Sabachjoch

Ein breiter Schotterweg zieht mittels mehrerer Schleifen empor zu einer kahlen Bucht - und endet als Sackgasse. Vorher wird nach links in ein schmales Weglein eingefädelt. Im Zickzack den Forst bergwärts, verlangt die nachfolgende Abzweigung einen Richtungswechsel: Links haltend mit Kurs Sabachjoch wird der Schneetalam-Weg verlassen. Wenigen Minuten später lädt eine hübsche Lichtung zum Verweilen ein: Eine Sitzbank mit betörenden Blick auf den Haldensee zwingt uns förmlich eine Pause auf (1.480 m).

Wir wandern das freie Gelände bergwärts, vorbei an einer kleinen Hütte, hinweg über eine kurze Passage mit Kettensicherung. Die Wanderung überholt den Holzverschlag der Bergzigeuner-Bude, dahinter erscheint die Wegkreuzung in Richtung Tannheimer Hütte (1.690 m). Die Fortsetzung rechterseits quert in einem Bogen den Südhang der Köllenspitze bis zu einem Almhäuschen. Den augenscheinliche Steig zwischen Köllenspitze und Schneid über Kehren hoch zum begrünten Sabachjoch (1.860 m). Hier ist erstmals die Gehrenspitze zu sehen: Aus dieser Perspektive ein beeindruckendes, abweisendes, ferner steil in den Himmel ragendes Horn. Vom Sabachjoch in eine vegetationsreiche Mulde abwärts (Verlust von ca. 90 Hm). Während des Übergangs die Anschlüsse zur Musauer Alm unbeachtet lassen. Die Wanne auf der anderen Seite bergan bis zum Ausstieg am Gehrenjoch (1.858 m).

Vom Gehrenjoch über den Normalweg auf die Gehrenspitze

T4+ I+

Vom Gehrenjoch den deutlichen Trittspuren zum Beginn des felsigen Areals aufsteigen. Auf sehr schmalen Pfad, sehr luftig, zudem stetig ansteigend quer durch die steile Südostflanke der Gehrenspitze. Bereits hier am Normalweg sorgen kurze Kletterstellen (I) für anregende Momente mit alpiner Würze.

Ausgesetzte Kletterei bis I+ zum höchsten Punkt der Gehrenspitze
Ausgesetzte Kletterei bis I+ zum höchsten Punkt der Gehrenspitze

Die Linie unseres Unterfangens fädelt in eine breite Schrofenrinne ein (2.020 m). Im brüchigen Fels behutsam nach oben arbeiten (Achtung auf Steinschlag). Mit zunehmender Höhe schnürt sich die Felsmulde nicht nur immer weiter zusammen, sie steilt sich auch zunehmend auf. Über einen sehr schmalen Felsspalt wird die Rinne verlassen (2.100 m). Der Spalt ist so schmal, das man den Rucksack abnehmen muss - und trotzdem kann man sich nur seitwärts durch die Lücke quetschen. Korpulente Bergsteiger könnten hier ein echtes Problem bekommen. Als Alternative ist es möglich die Rinne (links vom Spalt) über Fels zu verlassen (II).

Nach dem Rinnen-Ausstieg rechtsdrehend durch die grimmige Westflanke vertikal höher (auf die roten Markierungen achten). Sehr steil, exponiert obendrein im Dauereinsatz der Hände (bis I+) hinauf auf den Westgrat (2.140 m). Über Steigspuren ausgesetzt zum Vorgipfel aufschließen und in wenigen Schritten zum kreuzgeschmückten Hauptgipfel der Gehrenspitze (2.163 m).

Tourenbeschreibung: Abstieg

Behutsam zugleich unter höchster Konzentration den Normalweg zurück klettern. Durch den Felsspalt betreten wir die Rinne, steigen (ohne Steinschlag auszulösen) abwärts. Am unteren Ende über den ausgesetzten Steig durch die Südostflanke zum Gehrenjoch. Von dort auf bekanntem Weg über das Sabachjoch zurück zum Parkplatz an der B199 wandern.

Wer einkehren möchte kann unterhalb des Sabachjoch zur Schneetalalm oder zur Tannheimer Hütte abdrehen. Beide Erfrischungsstationen sind ausgeschildert, mit einem zusätzlichen Zeitaufwand von jeweils ca. 30 Minuten erreichbar.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Bergtour
Gehrenspitze
Aus dem Tannheimer Tal über den Normalweg auf die Gehrenspitze
Die Gehrenspitze - gesehen vom Sabachjoch
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
3.3 / 5
Sehr anspruchsvolle Bergtour auf das Wahrzeichen von Reutte.
Info zum Bewertungsschema

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