Überschreitung des Gaishorn vom Vilsalpsee
T3Bergtour
Inhaltsverzeichnis
Im Tannheimer Tal stoßen wir südlich von Tannheim im Kessel des Vilsalptal auf ein Zugpferd des heimischen Tourismus: den Vilsalpsee. Eingebettet in einem Kessel eindrucksvoller Fels- und Grasberge entspricht er dem Ideal eines Bergsees - wäre da nicht...
Die Urbanisierung am und um den See schmälert nicht unerheblich die atemberaubenden visuellen Eindrücke.
Eine Bus-Linie nebst Pferdekutschen, sowie ein kitschiger Bummelzug sorgen für unendlichen Zufluss gut gefüllter, locker sitzender Geldbeutel.
Der Rubel muss rollen, die Cash-Kuh muss gemolken werden - das Volksfest ist eröffnet!
Für das Ideal eines Bergsees werden die Kategorien Einsamkeit
, Ruhe
nebst der Natürlichkeit
ganz klar verfehlt.
Wer all diese Punkte ausblenden kann, ferner mit der richtigen Einstellung vor Ort erscheint, findet hier aber ein landschaftliches Filetstück der nicht höhepunktarmen
Allgäuer Alpen.
Der Vilsalpsee ist auch Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderungen, sowie Bergtouren ins alpine Hinterland. Eine führt auf und über die mächtige Pyramide des Gaishorn (manchmal auch Geißhorn geschrieben, jedoch nicht zu verwechseln mit dem Geißhorn im Kleinwalsertal). Beim Anblick dieser abweisenden Felsmauer mag man kaum glauben das man (fast) ohne Einsatz der Hände in dessen oberstes Stockwerk hinauf wandern kann. Ein Maximum an Erlebnis erreichen wir mit der Überschreitung des Gaishorn. Der Aufstieg erfolgt dabei über die Obere Roßalpe, während die Wanderung abwärts den Normalweg via Vordere Schafwanne nutzt. Bei frühzeitigem Aufbruch können wir den größten Menschenströmen aus dem Weg gehen - nicht nur am See, sondern auch auf den stark frequentierten Wanderwegen. Als Entlohnung wartet am Gaishorn-Gipfel ein atemberaubendes Allgäu-Panorama. Danke verkürztem Schlaf sogar in besinnlicher Atmosphäre.
Bilder Karte GPS-Track
Anforderungen/Schwierigkeiten
Wanderung vom Vilsalpsee bis zur Oberen Roßalpe auf einfachen Bergpfaden ohne geologische Hürden - aber anhaltend steil. Im Gipfelaufbau (auf den letzten 300 Höhenmetern bis zum Gipfel) Steig durch zerborstene Schrofen. Diese Teilpartie ist nicht immer gut erkennbar, ferner nur dürftige markiert. Sehr viel Geröll (in allen Körnungsgrößen) machen hier den Aufstieg zum Eiertanz. Wir benötigen ab und zu die Hände (ohne das wirklich geklettert werden muss). Der Abstieg über die Vordere Schafwanne gestaltet sich eine Nuance leichter, überschreitet kaum das Niveau einer Berg-Wanderung. Dafür ist auch talwärts das Gelände heftig schräg, bei Nässe zudem sehr schmierig. Insgesamt eine Bergtour mit Schwierigkeiten auf eher niedrigem Niveau.
Ausgangspunkt
AT-6675 Tannheim
Parkplatz am Vilsalpsee
Zufahrt/Abfahrt mit PKW nur bis 8 Uhr und ab 17 Uhr gestattet.
Dazwischen Zufahrt/Abfahrt nur mit Bus (ab Tannheim) möglich.
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.46966
Längengrad: 10.50664
Hütten/Einkehr
Vilsalpe
Orientierung
Aufstieg vom Vilsalpsee über Obere Roßalpe bis zum Gipfelaufbau sehr gut ausgeschildert. Die Fortsetzung durch die Nordflanke ist nicht immer gut erkennbar, wird nur sporadischen durch Farbpunkte angezeigt. Hier ist gutes Routengespür zwingend erforderlich. Abstieg im Rahmen einer ausgeschilderten Bergwanderung.
Ausrüstung
Wanderung vom Vilsalpsee zur Obere Roßalpe und weiter auf das Gaishorn
T3Vom Großparkplatz am Vilsalpsee (1.130 m) steuern wir zuerst das Ufer des Stillgewässers an. Von dort fällt der nächste Orientierungspunkt, die Gaststätte Fischerstube, sofort ins Auge. Rechts am Restaurant vorbei, folglich den Abfluss des Wassers passieren. Geradeaus gegen einen begrünten Hang anlaufen. Am oberen Ende linksdrehend in einen gerölligen Pfad einschwenken. Anhaltend steil im Zickzack durch Forst und Krummholz. Dem Quergang über den Strom des Weltlingbach folgen einige kurzen Kehren - die in die weite Brachfläche der Oberen Roßalpe (1.650 m) einmünden.
Rechts an der Almhütte vorbei, empor zu einem kreuzgeschmückten Sattel (1.740 m) - und einer tollen Aussicht ins Tannheimer Tal. In sanft ausholender Linkskurve das Almterrain umwandern - bis sich vor uns die Gaishorn-Nordflanke aufbaut. Entlang eines Weidezauns, in Fortsetzung auf schmaler, luftiger Grasschneide zum Beginn der Felsen (1.950 m). Ab hier brauchen wir Gespür für die nicht immer augenscheinliche Linie durch den Nordhang. Farbkleckse sind zwar vorhanden, aber dünn gesät, zudem von nachlassender Sichtbarkeit.
Wir queren zunächst mäßig ansteigend in den Nordhang - drehen bald scharf nach links ein. Äußerst beschwerlich im zersprengten Gestein vertikal höher. Rechtsdrehend einen auffälligen Felsturm anpeilen. Unmittelbar links daran vorbei, aufwärts zu einem auffällig aus dem Gelände ragenden Felsblock. Unterhalb dessen linksschwenkend ausweichen, weiter in eine Scharte mit von weitem sichtbaren Wegweiser. An diesem Punkt erfolgt der Ausstieg aus der Nordflanke. Linksdrehend gen Osten anschließen. Der nun unschwierig Aufschluss zum Gaishorn-Gipfel (2.247 m) ist in wenigen Schritten geschafft.
Tief unter uns funkelt der Vilsalpsee wie ein Edelstein aus der Landschaft. Im Nordosten grüßt Einstein, Aggenstein, zudem das markante Dreigestirn Rote Flüh, Gimpel, Köllenspitze herüber. Im Süden die dominante Spitze des Hochvogel, flankiert vom Allgäuer Hauptkamm. Um alle Berge am Horizont orten zu können müsste man Stunden am Gipfel verbringen. Trotz reger Betriebsamkeit ein sehr lohnender Aussichtspunkt.
Überschreitung des Gaishorn zur Vordere Schafwanne (Normalweg) und zurück zum Vilsalpsee
T2+Für die Überschreitung wandern wir vom Gaishorn-Gipfel unsere Aufstiegslinie einige Meter zurück. Links haltend in die offenkundige Route (der Normalweg) durch die heftig geneigte Südflanke einbiegen. Die Teilpartie endet in der Scharte zwischen Gais- und Rauhhorn (2.060 m). Vordere Schafwanne wird der Geländeeinschnitt hinab zum Visalpsee genannt. Dieser hält den Anschluss unserer Überschreitung bereit. Die tief ausgetretene Pfadspur ist unübersehbar. Im Takt steiler, erdiger Serpentinen dem Bergsee entgegen. Unten einem Rechtsschwenk folgend zur Jausenstation Vilsalpe (1.180 m) - die Einkehrmöglichkeit auf unserer Rundwanderung.
Nach Ende unserer Brotzeit die Vilsalpe links liegen lassen, hinweg über eine Grünfläche zum Nordwestufer des Vilsalpsee. In einfacher Wanderung zurück zur Gastronomie am Nordufer - welches das Ende unserer Rundtour repräsentiert.
Autor (Bilder und Texte): Andreas
Bewertung
Reviewer: Andreas
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