Vom Osterfelderkopf über die Alpspitz-Ferrata auf die Alpspitze
T4 I BSchwere Bergtour
Inhaltsverzeichnis
Wenn es einen Klettersteig gibt, der im Tourenbuch eines bayerischen Eisenweggehers auf einer der vordersten Seiten zu finden ist, dann ist es die Alpspitz-Ferrata. Keine andere gesicherte Felslinie der bayerischen Alpen hat eine derart magische Anziehungskraft wie die Linie am Garmischer Hausberg.
Die optionale Unterstützung durch die Seilbahn, die atemberaubende Hochgebirgskulisse, der technisch einfache, genussvolle, sehr abwechslungsreiche Steig. Viele Argumente sorgen für anhaltende Attraktivität dieser Bergtour in der Klettersteig-Szene. Und so kommt es, das die Alpspitze mit der ersten morgendlichen Seilbahnfahrt im wahrsten Sinne des Wortes überrannt wird.
Durch die Nähe zur Seilbahn, sowie dem moderaten Höhenunterschied wird diese Unternehmung aber auch oft unterschätzt. Bei meiner Begehung sind mir im Aufstieg einige Aspiranten unter die Augen gekommen, deren Gesichtsfarbe schneeweiß beziehungsweise grün war. Keine gute Voraussetzung wenn man sich schon bergwärts jenseits der persönlichen Leistungsgrenze befindet. Am Gipfel hat das Alpspitz-Abenteuer nämlich erst Halbzeit. Der Abstieg über den Osthang und den Nordwandsteig ist nur wenig einfacher als die Ferrata selbst. Sicherungen sind hier aber nur sporadisch installiert - und man muss im luftigen Abwärts am blanken Fels mit den Händen noch ordentlich zupacken können.
Bilder Karte GPS-TrackAnforderungen/Schwierigkeiten
Obwohl nur 600 Höhenmeter zu überwinden sind darf der Klettersteig zur Alpspitze nicht unterschätzt werden. Die technischen Schwierigkeiten dieser Bergtour halten sich in Grenzen, sind relativ anfängerfreundlich (maximal B). Konditionell ist diese Unternehmung aber durchaus eine Herausforderung - auch wenn die Nähe der Alpspitzbahn etwas anderes vermittelt! Der Abstieg über den Osthang ist nicht leichter als die Alpspitz-Ferrata, hat weniger Sicherungen und einige kurze Stellen die frei geklettert werden müssen (I). Ein gutes Zeitmanagement im Hinblick auf die letzte Talfahrt der Seilbahn ist dringend anzuraten.
Ausgangspunkt
DE-82467 Garmisch-Partenkirchen
Talstation der Alpspitzbahn
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.43935
Längengrad: 11.05104
Hütten/Einkehr
Gaststätte an der Bergstation der Alpspitzbahn
Orientierung
Zu- und Abstieg sind ausreichend beschildert respektive markiert. Der Klettersteig ist durch das verbaute Eisen vorgegeben. Im Zweifelsfall immer der Menschenschlange folgen.
Ausrüstung
Vom Osterfelderkopf über die Alpspitz-Ferrata auf die Alpspitze
T4 BDie Begehung der Alpspitz-Ferrata beginnt üblicherweise mit der Nutzung des Chauffierservices hinauf auf den Osterfelderkopf durch die Alpspitzbahn. Von der Bergstation (2.057 m) dem breit ausgebauten Wanderweg in Richtung Alpspitze nachlaufen. Der Weg verengt sich, führt keck zwischen einer Felsnadel und den Nordabbrüchen der Alpspitze hindurch. Die Felsstufe offeriert einige Tritt- und Haltehilfen (A), gibt ferner einen kurzen Vorgeschmack auf den bevorstehenden Eisenweg. In Fortsetzung verlassen wir die planierte Promenade nach rechts, steigen mühevoll über ein Schotterbett hinauf zum Einstieg in die Alpspitzferrata (2.090 m). Die Wanderung von der Bergstation bis zum Einstieg in den Klettersteig nimmt ca. 15 Minuten in Anspruch.
Der Einstieg in den Eisenweg ist gleich eine Art Schlüsselstelle: Eine steile, schmale Rinne, mit vielen Klammern gangbar gemacht (B), muss gemeistert werden. Schwieriger als diese Stelle wird der Rest des Steiges nicht mehr. Wir arbeiten uns empor (A/B) zu einem weiteren Aufschwung. Mit einer Bügelleiter hieven wir uns über diese Hürde hinweg (B). Im Gehgelände unschwierig zur nächsten Prüfung. Hier wartet eine 8 m hohe Klammernreihe (bekannt aus unzähligen Bildern) auf uns (B).
Der Klettersteig steuert in eine schmale Scharte unterhalb des Höllentorkopf. Hier öffnet sich ein erster Blick in das tief eingeschnittene Höllental - begrenzt von den steilen Mauern der Waxensteine. Über leichten Fels, sowie viel Geröll geht es hinauf zu den Plattenfluchten der Alpspitz-Nordwand. Von unten sieht das Terrain furchtbar steil aus. Tatsächlich werden unsere Befürchtungen aber nicht wahr. Das Areal erweist sich als weniger schief, ist darüber hinaus verhältnismäßig harmloser Natur. Zwischen den Platten im Slalom genussreich bergwärts (A/B).
Über die Sicherungen gewinnen wir einen kleinen Balkon. Ein idealer Rastplatz mit spektakulärer Sicht auf die benachbarten Landschaftshighlights: Vor uns baut sich imposant die Zugspitze auf, verziert vom vorgelagerten Weiß des Höllentalferners. Die Achse des Jubiläumsgrat zieht direkt in unsere Richtung und der Waxensteinkamm führt unseren Blick hinunter in den Garmischer Talkessel.
Über den Balkon wechseln wir auf die Nordwestseite der Alpspitze. Auf einem Band nach schräg oben (A), folglich im aufsteilenden Fels über unzählige Klammer himmelwärts (B). Zuletzt dreht der Klettersteig durch einen Rechtsschwenk in moderaten Schwierigkeiten (A) zum Gipfelkreuz der Alpspitze (2.628 m).
Von der Alpspitze über den Osthang und den Nordwandsteig zurück zum Osterfelderkopf
T3+ IVom Gipfelkreuz ein Stück nach oben, dann links haltend in den Osthang eindrehen. Im Balanceakt konzentriert auf reichlich Geröll talwärts steigen. Der breite Hang verjüngt sich nach unten fast zu einem Grat. Hier finden sich wieder einige Sicherungen (A/B). An kurzen Stellen muss auch ohne Sicherung im leichten Fels abwärts geklettert werden (I). Im Auslauf nach links durch die Mulde des Oberkar (2.200 m). Über eine Leiter (A/B) plus einer gesicherten schmalen Rinne (A) wird in den Nordwandsteig eingefädelt. In Fortsetzung wandern wir fast eben ferner durch einige Tunnel zurück zur Bergstation der Alpspitzbahn am Osterfelderkopf.
Autor (Bilder und Texte): Andreas
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Reviewer: Andreas